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Werner Grotte
 

Wer die halbstündlichen Staumeldungen im Radio hört oder gar selbst mitten drin im Automeer steckt, fragt sich schon: Warum wird hier seitens der Stadtverwaltung nichts getan? Da gibt es Bereiche wie den äußeren Gürtel zwischen Gürtelbrücke und Hütteldorfer Straße, die Westeinfahrt bis Meidling hinein, die Linzer Straße, den Autofriedhof Tangente, die A22, die Altmannsdorfer Straße und viele mehr, wo seit Monaten nahezu täglich und oft ganztägig nichts weitergeht. Zuständig für Abhilfe wäre die Grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Aber die baut lieber die Mariahilfer Straße um – deren Verwandlung in eine (teilweise) Fußgängerzone ebenfalls monatelange Eiertänze und Chaos, etwa zur Linienführung des 13A, vorangegangen war.

Was der ORF dabei vermissen lässt, ist ebenjene kritische Auseinandersetzung mit diesem weite Teile der Bevölkerung betreffenden Trauerspiel, das ja nicht nur die im Stau stehenden sondern auch die Anrainer der verstopften Straßen plagt. Stattdessen begnügt man sich mit halbstündigen Katastrophenmeldungen und verweist noch stolz auf den „schnellsten Verkehrsservice" des Landes“. Melden ja, hinterfragen nein. Ist das seriöser Journalismus?

Dabei gäbe es ausreichend Möglichkeiten für die Verkehrsverwalter im Rathaus. Immerhin verfügt Wien mittlerweile an allen großen Ein- oder Ausfallsrouten über geräumige Parkhäuser direkt an den U-Bahn-Endstellen wie etwa in Hütteldorf oder Ottakring. Lange Jahre hatten die Grünen genau solche Park- & Ride-Anlagen als das allein Seligmachende zur Lösung des Stau-Wahnsinns gefordert. Nun gibt es diese Anlagen und sogar eine Grüne an den Rathaus-Schalthebeln – aber es passiert nix; die Staus werden immer mehr statt weniger.

Warum etwa startet man – Beispiel Baustellenfalle Westeinfahrt – in staugefährdeten Zonen keine tempörären Gratis-Parkaktion für Umsteiger auf die U-Bahn? Notfalls kann man den Leuten sogar einen Fahrschein dazu schenken. Kommt volkswirtschaftlich immer noch billiger, als wenn tausende Autofahrer stundenlang die Stadt verstauen, jeglicher Berufsverkehr zusammenbricht, Autofahrer zu spät zur Arbeit oder nach Hause kommen, Schanigärten verwaisen – und Anrainer vor lauter Lärm und Abgasen im Sommer nicht einmal ein Fenster aufmachen können.

Dennoch: Man hört kein kritisches Wort zum Baustellen- und Stau-Chaos in Wien aus dem ORF. Dabei wäre eine offene Auseinandersetzung mit diesem Thema auch für die von den Blauen in allen Umfragen längst überholten Rot-Grünen Rathäusler nicht schlecht. Da hätten die Betroffenen zumindest den Eindruck, dass irgendetwas geschieht, und sei es Nachdenken. Denn wer mitten im Stau aus dem Staatsradio nur erfährt, was er eh schon weiß (nämlich dass er im Stau steht und das noch länger), der fühlt sich nobel gesagt sekkiert.

PS: Neueste Meldung von Radio Wien, heute, 18.30: Die Wiener Linien erhöhen die Gebühren in den Park- & Ride-Anlagen bereits ab Montag um 15 Prozent. Und da sage noch wer, die Stadt Wien tut nichts...