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Werner Grotte
 

Immer wieder hört man im ORF von Bordellen in Wien. Zuletzt gestern, Mittwoch, gleich mehrmals in den Radionachrichten am Nachmittag. Im Zuge eines Berichtes über mutmaßliche Rechtsradikale erfuhren die Hörer, dass diese unter anderem für einen „Brandanschlag auf ein Wiener Bordell“ verantwortlich sein sollen. Was auch immer die Herren angezündet haben – ein Bordell kann es nicht gewesen sein, denn Einrichtungen dieser Art sind laut Prostitutionsgesetz schlichtweg verboten. Dies sollten Mitarbeiter des aktuellen Dienstes eigentlich wissen; solche Tatsachen bilden das A und O halbwegs allgemeingebildeter Journalisten.

Dabei würde eine nähere Beschäftigung mit dem Thema sich durchaus lohnen. Etwa eine Reportage über die in den letzten Jahren entstandenen Laufhäuser, in denen sich Prostituierte gut ausgestattete und saubere Zimmer mieten können. Potentielle Freier spazieren durch das Haus, sehen sich die meist bei offener Tür sichtbare „Ware“ an, verhandeln über Preis und allfällige Extras – und verschwinden entweder mit dem Mädchen ihrer Wahl hinter verschlossener Tür oder „laufen“ weiter. Zumindest nach außen hin für die Mädchen eine gute Sache. Sie brauchen nicht in schmierigen Klubs herumzusitzen und Freier um einen überteuerten Piccolo-Sekt anzuschnorren, sie danach in ebenso schmierige Hotelzimmer abzuschleppen oder gar auf der Straße um Kundschaft zu buhlen. Letzteres ist seit dem Vorjahr ohnehin in fast ganz Wien verboten.

Entgegen landläufiger Meinung ist nämlich auch das älteste Gewerbe der Welt keines. Im Gegenteil. Prostituierte gelten als „freie Unternehmer“ ohne Standesvertretung. Und ohne jegliche soziale Absicherung. Dafür aber steuerpflichtig. Sie sind für ihre Sozialversicherung, allfälligen Urlaub oder gar die Pension alleine zuständig – und das bei einer Arbeit, die spätestens ab 40 kaum noch lohnenswert betrieben werden kann. Da heißt es also eisern ansparen. Initiativen Prostituierter, mit einer eigenen Vertretung in die Wirtschaftskammer aufgenommen zu werden, scheiterten bisher am Widerstand der Kämmerer. Viel mehr als Häme kam von dort nicht zurück.

Ähnliche Intentionen zu besserer sozialer Absicherung Prostituierter, etwa mit einem Gewerbeschein, wurden paradoxerweise auch von der ach so sozialen Wiener SPÖ abgeschmettert. Die (laut Eigendefinition auf ihrer Internetseite) zuständige „Stadträtin für Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal“, Sandra Frauenberger, erklärte dem Autor damals, eine offizielle Legalisierung gewerblicher Prostitution würde „Sexarbeit von Frauen nur fördern“ und sei daher abzulehnen. Die SPÖ unterstütze keine "Ausbeutung von Frauen".

Logisch, oder? Da ist es schon besser, die Mädchen und Frauen als „Freie Unternehmer“ ihrem Schicksal in Form von beschützenden Zuhältern oder anderen Ausbeutern zu überlassen. Fragt sich nur in welcher ihrer Funktionen Frauenberger das entschieden hat – im Sinne von Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz – oder gar Personal? Vielleicht interessiert sich ja ein ORF-Redakteur einmal für solche Fragen. Wenn er darf.