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Werner Reichel
 

Weihnachtsgrüße vom Staatsfunk. Allerdings keine besinnlichen. ORF-Chef Wrabetz hat an seine Mitarbeiter, an die Österreicher und vor allem an die Politik einen langen Brief geschrieben. Es ist eine Art weihnachtliche Großleistungsschau mit der Frohbotschaft: Der ORF ist  „eines der erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen in Europa“.

Da es dafür kein offizielles Ranking oder andere standardisierte Kriterienkataloge gibt, kann das praktisch  jede öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Europas von sich behaupten. So weit, so schlecht. Aber es ist in der Tat beeindruckend, was Wrabetz so alles eingefallen ist (von den literarischen Qualitäten einmal ganz abgesehen): "Alle Programme und Leistungen des ORF waren ein großes Orchester, eine Symphonie für Geist und alle Sinne. (…) Wir sind Markt- und Qualitätsführer in Information, Kultur und Bildung, Sport und Unterhaltung (…) Wir konnten unserem Publikum die besten eigenproduzierten sowie internationalen Filme und Serien bieten.“  Klingt fast, als hätte Freund Wolfgang Fellner den ORF-Weihnachtsbrief von Wrabetz überarbeitet. Und weil Weihnachten ist, betont Wrabetz, man habe „neue Maßstäbe der Hilfsbereitschaft“ gesetzt.  Im Vergleich zum  ORF verblasst selbst das Lebenswerk von Mutter Teresa.

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Von Wrabetz könnte selbst Steve Ballmer noch lernen. Wer so dick aufträgt, der hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Und die Situation im ORF ist tatsächlich weit weniger rosig, als von Wrabetz dargestellt. Von den wegen der Reform-, Umbau- und Umzugspläne  murrenden Mitarbeitern einmal abgesehen, hat der ORF vor allem ein massives Reichweiten- und Akzeptanzproblem. Und zwar dort, wo es besonders weh tut, bei den jungen Zielgruppen. Das betrifft sowohl das Fernsehen, als auch die Radiosender (deshalb träumt Wrabetz ja auch von einem neuen digitalen Jugendradio). ORF1 und FM4, die „jungen“ Kanäle der Anstalt. sind bei den unter 19jährigen praktisch abgemeldet.

Da hilft es auch nichts, wenn Wrabetz schreibt, „wir konnten auch für die Zukunft des ORF wichtige Weichenstellungen erreichen“. Wer bei den Jungen schwächelt, dessen Zukunft sieht zwangsläufig düster aus. Deshalb ist der Brief des ORF-Chefs in Wahrheit vor allem an die rot-schwarze Regierung gerichtet. Die weihnachtliche Botschaft: Der  (von Wrabetz) hochgelobte ORF  braucht auch weiterhin viel Geld (Wrabetz bringt demnächst sicher wieder die geräteunabhängige Haushaltsabgabe ins Gespräch) und politische Unterstützung. Und weil nichts umsonst ist, wird sich der ORF, der „Qualitätsführer in Information“, bei den Landtagswahlen 2015 auch mächtig ins Zeug legen.