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Werner Reichel
 

Das Phänomen ist seit rund 40 Jahren bekannt. Bei Geiselnahmen und Entführungen beginnen die Opfer in einigen Fällen mit ihren Geiselnehmern und Peinigern zu sympathisieren und manchmal auch zu kooperieren. Der Begriff geht auf eine Geiselnahme im Jahr 1973 in der schwedischen Hauptstadt zurück. Die Geiseln hatten damals mehr Angst vor der Polizei als vor den Geiselnehmern. Sie waren ihnen sogar dafür dankbar, dass sie nicht getötet worden sind.

Ein ähnliches Verhaltensmuster lässt sich auch bei vielen politisch-korrekten Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten beobachten. Wann immer extremistische Muslime Ungläubige abschlachten, versucht man im eurosozialistischen Milieu sofort die Schuld oder zumindest eine Teilschuld der westlichen Gesellschaft und Kultur in die Schuhe zu schieben und gar nicht so selten schwingen auch Sympathien mit, zumindest aber zeigt man Verständnis.

Dieser Selbsthass ist tief verwurzelt und mittlerweile Teil des europäischen Selbstverständnisses geworden. Dieser Defekt ist ein Wesensmerkmal und Charakterzug der West-und Mitteleuropäer.

Vergebung von der kolonialistischen und nationalsozialistischen Erbsünde scheint es für die Anhänger des politisch-korrekten Schuldkultes nur zu geben, wenn man selbst die schlimmsten Gräueltaten und Angriffe, die sich gegen Europa, seine Kultur, Werte und Errungenschaften richten, relativiert und verharmlost und sie als Sühne und Wiedergutmachung für längst Vergangenes einfach hinzunehmen hat.

Aus dieser Weltsicht heraus reagieren Islamisten immer nur, sorgen für ausgelichende Gerechtigkeit. Jedes Blutbad extremistischer Muslime haben wir uns damit letztlich immer selbst zuzuschreiben. Das erklärt auch die immer gleichen medialen und politischen Reaktionen auf islamistische Attentate in Europa: Nach dem ersten kurzen Schock und den mittlerweile automatisierten und wenig glaubwürdigen Solidaritätsbekundungen („Je suis Charlie“) und Durchhalteparolen (Wir lassen vom Terror nicht beeindrucken, etc.), kommen sofort die Wenn und Abers.

Parallel dazu wird sofort die bange Frage gestellt, wie nun die „Rechten“ und die „Islamophoben“ diese Bluttat für ihre Zwecke nutzen könnten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell und selbstverständlich Politiker und Medien, von der eigentlichen Tat und ihren Ursachen ablenken und mit dem Finger auf den von ihnen selbst errichten Popanz zeigen. Und man warnt eindringlich davor, dass diese verängstigten und dummem Modernisierungsverlierer Gewalttaten gegen Moslems verüben könnten. Dabei bekommt man manchmal den Eindruck, dass Medien und Politik das fast herbeisehnen, würde es doch viel mehr in ihr Weltbild passen, als das nächste islamistische Massaker. Damit niemand auf dumme Gedanken kommt, wird den Untertanen mittlerweile täglich eingehämmert, dass Islamismus und politischer Islam nichts mit dem Islam zu tun haben und die sich häufenden Attentate nur das Werk verwirrter Einzeltäter ist.

Diese Medienritual wiederholt sich nach jeder islamistischen Gräueltat mit den immer selben Formeln, Symbolen, Abläufen und den immer gleichen Akteuren. Gruppierungen wie etwa die PEGIDA machen den PC-Priestern deshalb Angst, weil sein dieses Rituale stören, ihre Autorität in Frage stellen, ihre Heilsbotschaften hinterfragen und so Zweifel unter den Gläubigen säen.

Diese Medienrituale lassen sich auf Ö1, dem elektronische Leitmedium für das politisch-korrekte Milieu in Österreich, besonders schön beobachten und analysieren. Beispiel Ö1-Journal vom 17.1. :

Redakteur Klaus Webhofer interviewt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner wenige Tage nach den Attentate in Paris. Alle Fragen Webhofers gehen in dieselbe Richtung, Mikl-Leitner versuche die Gefahr des Islamismus aufzubauschen. So kommt etwa der Vorwurf, die Ministerin würde die „historische Chance“ nutzen, um ihre Polizisten aufzurüsten und besser auszustatten (wie schändlich). Das hat schließlich auch der Grüne Peter Pilz gesagt, betont Webhofer. Na dann. Auch die Innenministerin instrumentalisiert - wie alle nichtlinken Kräfte - das Blutbad für ihre eigenen Zwecke, denn selbstverständlich ist das eigentlich gar nicht notwendig, wie Webhofer mehrmals betont.

Ob man den Dschihadismus nicht zu einseitig sehe und man nicht mehr in Prävention als in den Abwehrkampf investieren solle, ist eine andere Frage. Auch hier das selbe Muster. „Wir“ sind die eigentlich Schuldigen, „wir“ haben zu wenig für Bildung, Integration getan, haben ausgegrenzt und  unsere Willkommenskultur ist unterentwickelt. Jetzt müssen wir eben noch mehr in diese Bereiche investieren.

Ein anderer Journal-Beitrag beginnt mit den Worten: „Hilflosigkeit und Ohnmacht machen sich breit unter muslimischen Jugendlichen (…)“

 Soll heißen, wann immer extremistische Muslime ein Blutbad anrichten, sind die eigentlich Leidtragenden Muslime. Die Ängste der autochthonen Bevölkerung nimmt man hingegen nicht ernst, sie werden als diffus, dumm und unbegründet vom Tisch gewischt. Auch da gehört zum Ritual. Worauf man im Ö1-Journal allerdings vergessen hat, sind die weltweiten und oftmals gewalttätigen Proteste von Tausenden von Muslimen. Sie haben auch nach den Attentaten gegen die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ protestiert. Im Niger sind dabei christliche Einrichtungen angegriffen worden, mehrere Menschen kamen ums Leben. Aber das scheint nicht so wichtig zu sein.