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Kurt Ceipek
 

Der Kampf um Wien läuft auf vollen Touren. Immerhin sind es nur noch vier Monate bis zu den Gemeinderatswahlen. Der ORF mischt dabei erwartungsgemäß kräftig mit.

Das Problem für die Küniglberger und die Argentinierstraßler ist: Die ORF-Innenpolitik-Redakteure müssen für zwei Parteien zugleich Wahlkampfhilfe leisten. Dazu muss man geeignete Beiträge gelegentlich schon an den Haaren herbeiziehen.

So war es beispielsweise am Donnerstag den 11. Juni in der viel gesehenen Sendung Wien heute um 19 Uhr. Da war das Hissen einer Regenbogenfahne durch Vizebürgermeisterin Maria Vasslikaou (in einem viel zu engen FPÖ-blauen Kleid) und die ÖVP-schwarz gewandete Stadträtin Sandra Frauenberger einen fast drei Minuten dauernden Beitrag wert.

Was es mit dem Hissen der Regenbogenfahne auf sich hatte, wurde in dem Beitrag zwar nicht erwähnt, dafür bekamen die beiden Politikerinnen aber Gelegenheit, einander zu versichern, wie gut doch Rot-Grün in Wien in den letzten Jahren funktioniert habe. Frauenberger und Vassilakou wagten vor der Kamera die Behauptung: „Wir waren sehr erfolgreich miteinander.“ Ob dieser Erfolg von Rot-Grün an der Höhe sinnlos verschwendeter Steuermillionen in Wien gemessen wurde, war nicht Thema der Erörterungen.

Auch eine herzliche Umarmung von Vassilakou und Frauenberger am Ende des Pressetermins wurde in dem Beitrag nicht herausgeschnitten. Es sollte rot-grüne Harmonie pur signalisiert werden.

Besonders einfallsreich inszeniert war auch der Auftritt des Wiener Bürgermeisters und heimlichen SPÖ-Chefs Michael Häupl, der am Samstag den 13. Juni im Hörfunksender Ö1 wieder einmal „Im Journal zu Gast“ war.

Hier durfte man den Interviewer Edgar Weinzettl bei dem Kunststück bewundern, Häupl scheinbar kritisch zu befragen. Das ermöglicht dem Interviewten stets, ein wenig zu glänzen, was Häupl routiniert zu nützen wusste. Von einem „Duell auf Augenhöhe“ mit seinem FPÖ-Kontrahenten H. C. Strache könne doch keine Rede sein, beantwortete Häupl eine solche Frage. Die SPÖ habe in der Integration von Zuwanderern in den letzten Jahren enorm viel geleistet und die Themenführerschaft von der FPÖ zurückgewonnen, zeigte sich der Bürgermeister überzeugt.

Eher erheiternd mag mancher Zuhörer empfunden haben, dass Bundeskanzler Werner Faymann auch nach Rot-Blau im Burgenland und dem Verlust des Landeshauptmann-Sessels in der Steiermark nach wie vor unumstritten sei. Das wurde dann auch in einem ausführlichen Beitrag in ORF.at an die Spitze gestellt. An eine Ablöse Faymanns sei nicht gedacht, beteuerte Häupl.

Der gelernte Österreicher weiß, dass die Zeiten für die Betroffenen nach solchen Äußerungen die gefährlichsten sind.