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Kurt Ceipek
 

„Ob das wohl Faymanns letzte Pressestunde war?“ So fragte mich ein an Politik überaus interessierter junger Mann am Tag nach der Pressestunde, von der ich nur die erste Minute live gesehen habe. Da man Faymann Isabelle Daniel, die stellvertretende Chefredakteurin der dem Bundeskanzler mehr als wohl gesonnenen Zeitung „Österreich“, anstelle irgend eines einigermaßen scharfen Kritikers gegenübersetzte, war mir klar, dass man dem SPÖ-Chef vor allem die Chance eröffnen wollte, gegenüber den TV-Zusehern strahlend zu glänzen.

ORF-Interviewer Hans Bürger eröffnete die Pressestunde noch dazu mit der Episode, Werner Faymann habe beim Betreten des Studios noch einen Anruf erhalten, sich gemeldet und in sein Mobiltelefon gesagt: „Hallo Angela!“ Bürger dazu: „Ich nehme an das war die deutsche Bundeskanzlerin.“ Was Faymann bestätigte und sofort loslegen konnte, was für ein wichtiger Brückenbauer in Europa er doch stets gewesen sei.

Da hatte ich genug gesehen und gehört und abgedreht.

Die meisten Österreicher hatten die Pressestunde gar nicht erst aufgedreht, denn der ORF2-Marktanteil lag bei mehr als bescheidenen zwei Prozent. Ganz schön wenig für einen Kanzler in einer für Europa so wichtigen Woche.

Doch tags darauf drängten einige ORF-Watch-Leser, die Pressestunde doch zu kommentieren und verwiesen auf einige Seltsamkeiten. Also klinkte ich mich widerwillig in die ORF-TV-Thek ein und sah mir mit eintägiger Verspätung auch den Rest der Pressestunde an.

Was Faymann zur Griechenland-Krise, zu Islamismus, Terror und Flüchtlingsproblematik sagte, waren die üblichen schön gedrechselten Worthülsen, die man schon kennt. Was fehlte, waren die Lösungsansätze zur dramatischen Lage.

Ein interessantes Thema kam ganz am Ende: Vizekanzler Mitterlehner betrachte die ORF-Informationssendungen als „nicht immer objektiv“, meinte die „Österreich“-Journalistin. Dazu die Frage an Faymann: „Wie sehen denn Sie die ORF-Information? Mischt sich die Politik ein?“ Faymanns Antwort verblüffte selbst abgebrühte Politik-Beobachter. Er wolle den ORF nicht loben, sonst würden die Redakteure noch kritischer, als sie es ohnehin schon sind. Faymanns folgender Satz muss schon als gefährliche Drohung eingestuft werden. „Ich bin zuständig dafür, die Objektivität des ORF zu schützen.“

Der Volksmund nennt das treffend: „Den Bock zum Gärtner machen.“ Dabei würde es schon genügen – und das wäre auch eine tatsächliche Aufgabe für Faymann – den ORF vor dem unübersehbaren Einfluss der SPÖ zu schützen.