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Werner Grotte
 

Das hat uns noch gefehlt: „Gutes tun im Urlaub“. Laut einem Bericht des ORF-Radios von der Ferienmesse Wien kann der überzeugte Gutmensch sich nun auch im wohlverdienten Urlaub um arme Schutzbedürftige kümmern, wenn er vom freiwilligen Helfen hierzulande noch nicht genug hat. „Ferien mit AI (Amnesty International)“ heißt das Schlagwort, dessen Inhalte Samstag kurz nach Mittag zur besten Sendezeit an den Hörer gebracht wurden (wenigstens wurde vor und nach der Sendung auf "Produktplatzierungen" hingewiesen, wobei freilich bezweifelt werden darf, dass AI für die Werbung zahlen musste).

Das neue Ferienangebot im Detail: Wer bei AI bucht, darf – natürlich auf eigene Kosten – nach Peru fliegen und dort in einem Waisenhaus arbeiten. Die Unterbringung kostet schlappe zehn US-Dollar – pro Tag, denn „leider ist das in unserem Budget nicht drinnen“, erklärte ein AI-Mitarbeiter der Radio Wien-Reporterin (die vielen öffentlichen Fördergelder fließen bei AI wahrscheinlich in die Verwaltung...). Immerhin, „der Freiwillige“, wie er im AI-Jargon genannt wird, kann sich aussuchen, ob er in einem Buben- oder Mädchenwaisenhaus aushilft. Und: Er wird sogar vom Flughafen abgeholt.

In einer Zeit, in der die uneingeschränkte Migration hunderttausender „Schutzsuchender“ aus aller Herren Länder Europa unerwartet schnell in seine schlimmste Krise seit dem zweiten Weltkrieg gestürzt hat, soll man sich ausgerechnet im Urlaub schon wieder mit Armut befassen – und dafür auch noch blechen. Unter der Agenda eines Vereins, der regelmäßig über das angeblich schwer-reiche Österreich, dessen rechte Stammtisch-Bürger, dessen prügelnde Polizei und dessen restriktiv-unfähige Regierung herzieht und anscheinend am liebsten das ganze Land zu einem riesigen Flüchtlingslager mit den Wiener Sängerknaben als Willkommenschor an der offenen Grenze umgestalten würde.

Dabei liegt „Elendstourismus“ (so wie Elendsverdiener insgesamt) stark im Trend, nicht nur beim ORF. Im Wiener Journal, einer Beilage des ebenfalls rot-geprägten Staatsorgans Wiener Zeitung, wurden erst am Freitag letzter Woche Sightseeing-Tours durch die Müllhalden-Slums rund um Manila auf den Philippinen angepriesen. Allerdings nur zum Schauen, nicht zum Mithelfen.