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Werner Grotte
 

Überraschend ruhig blieb es in den letzten Wochen in der Medien- und Fachwelt zur Wahl der Sängerin Zoe, die Österreich beim heurigen European Song Contest (ESC) in Stockholm vertreten soll. Wer sich nämlich das Wahlergebnis vom 12. Februar, zusammengezählt aus Jury- und Publikums-Punkten, genau ansieht, versteht die ORF-Welt nicht mehr ganz: Unter der Rubrik „Total“ hat Kandidatin Elly V mit insgesamt 19 Punkten (zehn von der Jury, neun vom Publikum) nämlich eindeutig gewonnen. Zoe und Bella Wagner landeten beide mit 17 Total-Punkten auf Platz zwei. Wagner bekam von der Jury neun und vom Publikum acht, Zoe sieben bzw. zehn. Erreichen konnte man laut Reglement maximal 20 Punkte, die Wertung resultierte gleichermaßen, also 50:50, aus den von der Jury im Saal und von den Zuschauern mittels „Televoting“ vergebenen Stimmen. Soweit, so klar.

Doch dann geschieht in der großen ESC-Wahlshow des ORF („Wer singt für Österreich?“) am 12. Februar spätabends ein offensichtlich als Plan B inszeniertes „Wunder“, um das gewünschte Ergebnis doch noch zu erreichen: Anstatt die Wertung zu akzeptieren, wird eine „Stichwahl“ der besten zwei ausgerufen, in der Elly V plötzlich noch einmal gegen Zoe antreten muss, obwohl sie schon gewonnen hat. Eine solche Stichwahl wäre logischerweise aber nur dann angezeigt gewesen, hätten die beiden Erstgereihten gleich viele Punkte gehabt, denn laut Reglement – siehe oben – entscheiden ja Jury und Publikum die Wahl. Die ebenfalls zweitgereihte Bella Wagner wurde – trotz gleicher Punktezahl mit Zoe – bei der „Stichwahl“ überhaupt gleich links liegen gelassen. Man weiß ja nie. Ergebnis der seltsamen „Nachwahl“: Die 19-jährige Zoe darf Mitte Mai im schwedischen Stockholm ihr französisches Liedchen „Loin d’ici“ für Österreich trällern.

Dass der ORF bei Bedarf ein eigenes mathematisches System zum Schönrechnen anwendet, zeigte sich ja schon beim ESC in Wien im Vorjahr: Laut ORF.at wurden unsere glücklosen „Makemakes“ mit null Punkten nämlich Vorletzte! Der Letzte muss demnach minus einen Punkt erreicht haben. Oder so.

Wobei im Fall Zoe nicht ausschließlich Küniglberg'sche Rechenkünste für deren Sieg verantwortlich sein dürften. Bereits im Vorfeld der Wahl gab es mediales Gemunkel, dass die oberste ORF-Führung schon ganz konkrete Vorstellungen von der zu erwartenden Siegerin habe. Fragt sich nur, warum sich die beiden Favoritinnen Bella Wagner und Elly V respektive deren Fans und Management gar so widerstandslos hinausdrängen lassen haben. Hat ihnen der ORF gar Kompensationsangebote, etwa in Form von Auftritten in irgendwelchen ORF-Shows oder sonstwo, gemacht? Vielleicht eh besser, als möglicherweise „Vorletzter“ zu werden...