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Kurt Ceipek
 

Gerne beweist der ORF immer wieder, wie man ein winziges Mäuslein zu einem riesigen Elefanten aufblasen kann. Zuletzt zimmerten einige der unzähligen Innenpolitik-Redakteure des ORF einen erbitterten Machtkampf innerhalb der Volkspartei aus der Tatsache, dass VP-Klubchef Reinhold Lopatka Norbert Hofer für den besser geeigneten Präsidenten hält und sein Parteichef Reinhold Mitterlehner eher mit Alexander Van der Bellen sympathisiert.

Dass führende VP-Politiker unterschiedlicher Meinung sind, wem man bei der Bundespräsidentenwahl seine Stimme geben sollte, könnte man sogar als gewissenhafter Journalist getrost übergehen, ohne dass es jemandem auffallen würde.

Es wurde über viele ÖVP-Politiker im ORF wohlwollend berichtet, wenn sie den Wählern empfahlen, Van der Bellen zu wählen. Aber Sympathie für Hofer zu zeigen wurde unverzüglich zur politischen Todsünde erklärt, an der die einstige Großpartei unverzüglich zerbrechen sollte.

Diese vom ORF konstruierte Auseinandersetzung wurde tagelang am Kochen gehalten. Selbst als VP-Chef Mitterlehner und und Klub-Chef Lopatka nach einer Aussprache mitteilten, die ganze Angelegenheit ausgeredet zu haben, wollte ORF.at das nicht recht wahr haben. „Differenzen offiziell ,ausgeräumt’“ titelte der gebührengierige und parteipolitisch angeblich neutrale Staatssender, wobei man das Wort „ausgeräumt“ demonstrativ zwischen zwei Anführungszeichen stellte, wohl um damit zu signalisieren, dass man das nicht glauben sollte.

Dieses Thema wird uns vermutlich noch einige Zeit erhalten bleiben.

Anders verfährt man im ORF mit einem innerparteilichen Machtkampf innerhalb der Wiener SPÖ. Die erbitterte Schlacht zwischen dem linksextremen Flügel rund um Sonja Wehsely und der nicht ganz so linken Gruppierung um Wohnbaustadtrat Michael Ludwig wurde vom ORF gemeldet, als es nicht mehr anders ging, weil das Thema schon in allen Medien riesengroß gespielt wurde. So rasch wie möglich ließ man diese nach wie vor sehr reale Geschichte, in der es um sehr viel mehr geht als um eine Wahlempfehlung, wieder aus der Berichterstattung verschwinden Diese Differenzen dürfte der ORF als tatsächlich „ausgeräumt“ einstufen, denn darüber ist kein Ton mehr zu hören und keine Zeile mehr zu lesen.

Man kann als Journalist auch ein Thema von realer Elefantengröße auf Mäuseformat schrumpfen und die Maus verstecken.