ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Werner Reichel (Ideologie: Fr, 08.08.2014, 10:06)
Eurovision Song Contest: Wien, Wien, nur du allein …

Wochenlang hatten die Boulevardblätter ein heißes Thema: Wo wird der Eurovision Song Contest 2015 stattfinden: Wien, Graz oder gar Innsbruck? And The Winner is: Wien, welch Überraschung! Es scheint, als ob das ganze Vergabeprozedere nur eine Show für Medien, Publikum, Graz und Innsbruck war.

Darauf deutet zumindest auch das Verhalten von ORF-Finanzdirektor Richard Grasl hin. Nach Informationen des Standard hat Grasl ausdrücklich protokollieren lassen, dass Innsbruck aus seiner Sicht das beste finanzielle Angebot gelegt hat. Innsbrucks Bürgermeisterin Oppitz-Plörer hat dem ORF letzte Woche noch ein „Sorglos-Paket“ überreicht, in dem die Stadt sämtliche Veranstaltungskosten übernommen hätte. Grasl will sich offensichtlich absichern, sollte die Entscheidung für Wien ein Nachspiel haben.

Das Sorglos-Paket hat der ÖVP-Politikerin aus Tirol jedenfalls nichts genutzt. Den Zuschlag hat das rot-grüne Wien mit Bürgermeister Michael Häupl bekommen. Der muss im kommenden Jahr eine für die SPÖ extrem wichtige Wahl schlagen. Da kommt der Song Contest gerade richtig. Das rot-grüne Rathaus brach nach der Entscheidung von ORF-Chef Wrabetz jedenfalls in Jubel aus. Die ÖVP schäumt. Generalsekretär Gernot Blümel: "Der Song Contest darf nicht zu einer Auftaktveranstaltung für den Wahlkampf in Wien verkommen (…). Gerade die Wiener SPÖ neigt dazu, die Bundeshauptstadt für ihre Polit-Inszenierungen zu missbrauchen und die Bevölkerung dafür zahlen zu lassen.“

Knapp 12 Millionen Euro an Steuergeldern will das hochverschuldete Wien für das Wettsingen springen lassen. Aus Erfahrung weiß man allerdings, dass Wiener Großprojekte in der Regel am Ende meist deutlich mehr kosten, als  ursprünglich angegeben. Die Frage ist, ob sich der Song Contest tatsächlich, wie von der ÖVP befürchtet und von der SPÖ vermutlich erhofft, für den Wahlkampf instrumentalisieren lässt. Man sollte die Bevölkerung nicht unterschätzen. Denn mit der sündteuren Bespaßung der Wiener lassen sich die vielen Versäumnisse und Probleme der Stadt nicht kaschieren. Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen.