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Kurt Ceipek (Öffentlich-rechtlich: Sa, 07.02.2015, 22:39)
Der ORF-Skandal zum Hypo-Skandal

 

„Ein Rohbericht des Rechnungshofes, der der Zeit im Bild exklusiv vorliegt, munitioniert die Opposition durchaus auf.“ So leitete der Sprecher der Zeit im Bild einen Beitrag über den Kärntner Hypo-Skandal ein.

Nun sind Rohberichte, zu denen noch keiner der Betroffenen bzw. Angegriffenen Stellung genommen hat, noch unvollständig und daher nur bedingt aussagekräftig. Vor allem aber sind sie geheim. Völlig zu Recht, denn manches sieht nach Befragungen und Stellungnahmen der Insider doch deutlich anders aus, als es sich dem Prüfer vorerst dargestellt hatte.

Wobei kaum daran zu zweifeln ist, dass bei der Hypo-Affäre vieles schief gelaufen ist und es schwerwiegende Fehlentscheidungen gegeben hat. Allerdings kann man solche Entscheidungen im Rückspiegel leichter beurteilen als auf dem Höhepunkt der Krise.

Nun ist es eine besondere Unart heimischer Medien, die Erkenntnisse solcher Rohberichte auszuschlachten. Wobei sich auch die Frage stellt: wer hat der Redaktion den Rohbericht – wie es so schön heißt – „zugespielt“. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich dabei um die eingangs erwähnte „aufmunitionierte Opposition“ handeln dürfte. Jedenfalls war Grünen-Wirtschaftsexperte Werner Kogler der einzige, der auf der ORF-Homepage zu diesem Thema zu Wort kam. Kann natürlich auch Zufall sein.

Nun ist jedes Medium dafür zu tadeln, die Ergebnisse verbotenerweise erhaltener Untersuchungsberichte hinauszuposaunen. Aber sensationsgierige Magazine und Zeitungen tun das immer wieder.

Für den ORF gelten hier allerdings besonders strenge Maßstäbe. Dass sich ein öffentlich-rechtliches Medienunternehmen wie der ORF dazu hinreißen lässt, stolz „exklusiv“ darüber zu berichten, was man unrechtmäßig erhalten hat, ist mehr als fragwürdig. Für ein zwangsgebührenfinanziertes Unternehmen ist das ein Skandal, den man gar nicht genug anprangern kann.

Übrigens hat der ORF über den Rohbericht gar nicht exklusiv verfügt, sondern musste seinen Schatz mit einer Tageszeitung teilen. Aber das haben die stolzen ORF-Redakteure zu spät bemerkt.