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Werner Reichel (Fakten: Mi, 20.04.2016, 10:31)
Radiotest liefert jahrelang fehlerhafte Hörerzahlen

Die österreichische Radiobranche ist in Aufruhr. Beim Radiotest hat es „über Jahre bei Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben“, so das Marktforschungsinstitut GfK, das den Radiotest im Auftrag der Privatsender und des ORF durchführt. Diese Fehler haben zu einer "Verzerrung der Marktdarstellung in der Bandbreite von 1 bis 3 Prozentpunkten"  geführt.

Laut Informationen von derstandard.at hat vor allem der ORF von diesen Verzerrungen und fehlerhaften Erhebungen profitiert. Für Ö3 sollen bis zu drei Prozentpunkte, für ORF-Regionalradios um bis zu zwei Prozentpunkte mehr ausgewiesen worden sein. Diese Verzerrungen sind auch laut Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda, „nicht zu unseren Gunsten ausgefallen“.

Zur Erklärung: Der Radiotest liefert die Hörerzahlen für alle ORF-Sender  und für alle Privatsender, die sich über die RMS Austria vermarkten lassen (das sind praktisch alle kommerziellen Radiosender). Die vom Radiotest erhobenen Werte sind  sozusagen die offiziellen und allgemein gültigen Zahlen für die  Radio- und Werbebranche. Mit diesen Zahlen – Tagesreichweite, Marktanteil und Viertelstundenreichweiten – werden Werbezeiten verkauft. Soll heißen, jahrelang dürfte sich Ö3 mit den zu seinen Gunsten verzerrten Radiotestzahlen vermarktet haben. Dabei geht es um viel Geld, um sehr viel Geld. Zur Schadenshöhe wollte bisher noch niemand etwas sagen. Aber sie könnte in die Millionen gehen.

Die Fehler liegen laut GfK jedenfalls ausschließlich im „Bereich des Instituts“. Bei der RMS Austria, dem Vermarkter der Privatradios, denkt man bereits an Schadenersatzklagen. Diese seien möglich, so Doris Ragetté von der RMS. Vorerst sollen die jahrelangen Fehler und Verzerrungen untersucht und aufgearbeitet werden. GfK soll bereits eine externe Firma mit einer forensischen Untersuchung beauftragt haben. Laut Kronehit-Geschäftsführer Swoboda seien GfK-Mitarbeiter beim Ausfüllen der Fragebögen „nach Bauchgefühl“ vorgegangen. Dass die Fehler unabsichtlich passiert sein sollen, schließt er ebenso wie Korruption aus. Es gibt laut Swoboda keine Hinweise, dass gegen Geld manipuliert worden ist.