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Kurt Ceipek (Formate: Mo, 20.06.2016, 00:45)
ORF-Ratespiel: Woher kommen die Täter?

In den 22-Uhr-Nachrichten am Sonntag servierte Ö3 eine ausführliche Meldung über „eine Aussprache zweier Familien nach der Trennung eines Paares“, bei der in Wien nicht nur geprügelt sondern auch geschossen wurde. Manche der mittlerweile ziemlich abgehärteten Hörer mag so etwas noch erschrecken, überrascht ist davon niemand.

Man wartet als gelehriger ORF-Hörer dann, ob denn auch die Nationalität der Beteiligten genannt wird. Dieser Hinweis wird den Ö3-Hörern erspart. Das scheint ungeschriebenes Gesetz zu sein.

Dass solche Szenen kaum jemals zwischen österreichischen Familien ablaufen, ist jedem Zuhörer sofort klar. Schließlich sind die Nachrichtenhörer im Durchschnitt sicher nicht dümmer als die Nachrichtenschreiber.

Dass die bis in die Knochen gutmenschlichen ORF-Redakteure solche Kleinigkeiten unter den Nachrichtentisch fallen lassen, um damit nicht die Fremdenfeindlichkeit mancher Österreicher weiter aufzuheizen ist möglicherweise gut gemeint. Und gut gemeint ist fast immer das Gegenteil von gut. Ob es sehr klug ist, die Nationalitäten von Tätern verschweigen zu wollen, darf man bezweifeln, denn dass mit dieser Verschweigepraxis genau das Gegenteil erreicht wird und die Vorbehalte der Mehrheit der Österreicher gegen Familienbanden aus islamischen Ländern weiter angekurbelt werden, liegt auf der Hand. Diese Erkenntnis ist aber bis in die ORF-Nachrichtenredaktionen noch nicht durchgedrungen.

Auf ORF.at muss man nach dieser Nachricht lange suchen. Dort findet man sie nach Meldungen über eine betrunkene Autofahrerin auf der A12, über die besten Deckhengste des Landes oder die heiße Meldung „Psychotherapeuten kritisieren Krankenkassen“.

Aber irgendwann stößt man ganz hinten und weit unten auf die Meldung mit den Schüssen in der Donaustadt (http://wien.orf.at/news/stories/2781090/). Und wer bis ganz zum Ende der Meldung durchhält, erfährt sogar von Polizeisprecher Roman Hahslinger, dass alle Beteiligten aus Pakistan stammen. Das überrascht aber niemanden mehr.