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Andreas Unterberger (Ideologie: Mi, 06.09.2017, 10:50)
Objektivität auf ORF-Art

Gebührenfernsehen und -radio sind in so hohem Ausmaß zu einem Propaganda-Instrument der SPÖ geworden, wie sie das noch nie in ihrer gesamten Geschichte waren. Viele Seher, die vor 1989 ein Ostfernsehen und seine Methoden kannten, fühlen sich heute lebhaft daran erinnert.

Jüngstes Beispiel: Der Kabarettist Manfred Tisal (bekannt als "Bauer" vom Villacher Fasching) bekommt totales Auftrittsverbot, weil er für die FPÖ auftritt und irgendeinen politisch unkorrekten Satz in Facebook geschrieben hat (als ob das nicht gerade die Aufgabe von Kabarettisten wäre - oder Comedians, wie sie sich neuerdings gerne nennen). Der auf ähnlich tiefem Niveau agierende Kabarettist Lukas Resetarits hingegen darf mit plumper SPÖ-Propaganda mitten im Wahlkampf im ORF sogar "Im Journal zu Gast" sein.

Die skandalöse Rolle von Tarek Leitner, der - obwohl persönlicher Familienfreund des SPÖ-Chefs - alle Schlüsselinterviews im Wahlkampf halten darf, und seine völlig einseitige Interview-Führung sind hier schon mehrfach abgehandelt worden. Dazu kommt, dass die Sommer-Interviews so datiert worden sind, dass der SPÖ-Vorsitzende als einziger nicht in der Urlaubszeit auftreten musste, sondern erst, als im Gutteil Österreichs schon die Schulen wieder begonnen hat. Blöd nur für die ORF-SPÖ-Regisseure, dass dennoch bei Sebastian Kurz weitaus die meisten Zuschauer waren, und dass Christian Kern gegenüber der davor gelaufenen Sendung (dem Sozialporno "Liebesgeschichten") fast 200.000 Zuseher verloren hat.

Zur Wahlkampfinszenierung zählt auch, dass seit Wochen fast täglich die SPÖ-Minister - inbesondere die beiden Frauen - mit völlig unkritisch berichteten Randthemen nette Auftritte in der ZiB1 bekommen, während die ÖVP-Minister oder gar Oppositionspolitiker viel seltener zu sehen sind. Ach ja, und ganz selbstverständlich zählt da auch dazu, dass, wenn Sebastian Kurz schon einmal in die ZiB2 eingeladen wird, dass das "natürlich" dann geschieht, wenn auf dem anderen Sender gleichzeitig ein Fußballländerspiel der WM-Qualifikation übertragen wird. Wenn man ihm schon in der Diskussion nicht gewachsen ist, dann versucht man ihn halt so an den Rand zu drängen.

Nun der vorerst letzte Trick: Jetzt wird Leitner entgegen den ursprünglichen Ankündigungen von allen weiteren Diskussionen zurückgezogen, an denen Christian Kern teilnimmt. Angeblich weil man draufgekommen ist, dass der Dienstplan für die ZiB1-Moderationen das so verlange - als ob solche Dienstpläne nicht in jedem Medienunternehmen mit einem Federstrich geändert werden können und in der Tat ja auch ständig geändert werden. Leitner bleibt aber bei den Auftritten der anderen Parteien Moderator - wo er ja in Wahrheit viel besser für seinen Freund arbeiten kann, als er es bei dem Pseudo-Interview mit Kern getan hat. Wo er Kurz und Strache in gewohnter Art ständig unterbrechen kann, vor allem wenn sie Kritik an der SPÖ üben, wo er auch wieder mit skurrilen "tatsächlichen Berichtigungen" die beiden Rechtspolitiker der Lüge zeihen kann.

Und als ob dieser halbe Rückzug nicht lächerlich genug ist: Anstelle Leitners wird die Grüne Claudia Reiterer die Diskussionen moderieren. Und bei der Elefantenrunde aller wird auch wieder Leitner am Tisch sitzen. Es darf kurz gelacht werden.

Subjektiv verstehe ich die ORF-Leute ja, die praktisch alle aus der gleichen linken Bobo-Blase kommen wie die rotgrünen Politiker (die bürgerlichen Reste in den Redaktionen trauen sich ORF-intern ohnedies längst nicht mehr, den Mund aufzumachen, und sind meist in Abstellkammerln entsorgt). Sie müssen nämlich bei einem Fehlen der Paten im Bundeskanzleramt fast alle um ihre Jobs fürchten, und sie sind zugleich verzweifelt, weil sowohl der rote wie der grüne Wahlkampf eine wilde Ansammlung von Fehlern, Pannen und Peinlichkeiten geworden ist.

Da war es für sie subjektiv nur logisch und geradezu zwingend, den ganzen Wahlkampf selbst in die Hände zu nehmen. Und zwar nur noch den für die SPÖ - die (diversen) Grünen können jetzt leider nicht mehr mit dem sonst üblichen Wohlwollen bedient werden. Denn jetzt gehts ums Ganze.