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Werner Reichel (Ideologie: Di, 17.10.2017, 19:02)
Abschied ist ein scharfes Schwert

Die Grünen fliegen aus dem Parlament. Das ist nicht nur für die Grünen und ihr gesamtes Umfeld eine (finanzielle) Katastrophe. Auch den ORF-Redakteuren war das Entsetzten und der Unglaube, dass das tatsächlich geschehen konnte, heute ins Gesicht geschrieben. Trauerarbeit in den Programmen des Staatsfunks. Unter anderem auch deshalb, weil die jahrelange Grün-Propaganda, die wohlwollende Berichterstattung, die grüne Schlagseite in allen Formaten, von der TV-Serie über Kabarettsendungen bis zur Infoschiene, letztendlich nicht gefruchtet hat. Das Debakel der Grünen, ist auch ein Debakel für die einst größte und wichtigste linke „Medienorgel“ des Landes. 

Die Staatsfunkredakteure haben die Grünen in den vergangenen Jahrzehnten stets so behandelt, als wären sie eine 30-Prozent-Partei, als wären sie für Österreich, ja, für die Zukunft unseres gesamten Planeten unverzichtbar. Man behandelte sie stets mit journalistischen Samthandschuhen, übersah die diversen Fehltritte mit Augenzwinkern, teilte all ihre politischen Forderungen und Ideen und berichtete entsprechend wohlwollend und großzügig.

Das ist jetzt mehr oder weniger vorbei. In der Mittags-ZiB berichteten zwei ORF-Damen mit starrer Miene, dass jetzt rund 100 Grüne sich einen Job suchen müssen. Nach diesem medialen Abgesang sollte sich auch der ORF auf die neuen Machtverhältnisse  einstellen. Auch wenn es dem Staatsfunk schwerfällt das zu akzeptieren, die Österreicher haben die Grünen in die Wüste geschickt. 

Natürlich können sich die grünaffinen ORF-Journalisten mit Peter Pilz trösten, aber der eitle Politpfau ist deutlich schwieriger zu handhaben, er vertritt auch Ideen, die dem linken ORF nicht schmecken und seine Truppe ist mit knapp über vier Prozent nicht gerade ein politisches Schwergewicht.

Was also tun, wenn man fürs traditionelle FPÖ-Bashing schnell einen Grünabgeordneten vor'm Mikro braucht, aber keiner mehr da ist? Was, wenn man für klassische Grün-Themen, die stets auch ORF-Anliegen sind, im TV Stimmung machen möchte und kein politisch relevanter Grüner weit und breit? Was, wenn man jemanden braucht, der die „menschenverachtende“ Politik der künftigen Regierung aus dem linksextremen Eck heraus kritisieren soll? Gerade jetzt, wo der ORF seine grünen Freunde so dringend brauchen würde…

Doch einen Plan B gibt es schon: Frau Vassilakou ist derzeit häufig im ORF zu sehen und zu hören. Heute etwa ausführlich im Morgenjournal. Ja, plötzlich wird der ORF auch abseits seiner Landestudios die Landespolitik neu für sich entdecken, damit die Grünen trotz ihrer Abwahl auf Bundesebene wieder ihre Gesichter in die ORF-Kameras halten können. Leute wie Werner Kogler oder Karl Öllinger werden künftig als Experten Dauergäste in allen möglichen ORF-Formaten sein. So einfach lässt sich der ORF vom Wählerwillen und von den Interessen seiner Gebührenzahler nicht beeindrucken und beeinflussen, das hat er auch in den vergangenen Jahrzehnten nicht getan. Warum also jetzt, gerade jetzt, damit beginnen?