ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Andreas Unterberger (Ideologie: Mo, 16.10.2017, 12:20)
Der Sieg der Privaten

Die Wahlnacht war der endgültige Beweis: Die Privatsender sind mindestens ebenso gut wie der ORF und in vielerlei Hinsicht besser. 

Man kommt gar nicht nach, die vielen handwerklichen Fehler und Peinlichkeiten des Gebührensenders aufzulisten, die selbst dann aufgefallen sind, wenn man ihn nur teilweise verfolgen konnte:

  • Eine Reihe von Interview-Aussagen wurde binnen kürzester Zeit (mindestens!) dreimal gesendet, etwa die von Herrn Häupl oder Frau Meinl-Reisinger.
  • Der ORF ist nicht imstande, Live-Schaltungen aus Parteizentralen so zu organisieren, dass die Aussagen des Reporters nicht durch minutenlange Brüllorgien der auf Knopfdruck laut werdenden Aktivisten unhörbar gemacht werden.
  • Von der FPÖ-Feier wurden primär fette, grenzdebile und tätowierte Menschen gezeigt. Gegen diese Darstellungsweise ist ein Holzhammer ein subtiles Chirurgeninstrument.
  • Der ORF redete (was durchaus möglich ist) fast immer von den Schwarzen, verwendete aber in den parallel dazu gezeigten Graphiken für die ÖVP eine hellblaue Farbe (die wohl Türkis sein sollte). Das zeigt, dass der Gebührensender nicht einmal die primitivsten Regeln der Kommunikationspsychologie beherrscht, denenzufolge sich eine mündliche und eine optische Botschaft nicht widersprechen dürfen. Man kann nicht von einer Farbe reden und die andere zeigen (nur im Landesstudio Wien waren die Schwarzen auch wirklich schwarz).
  • Besonders peinlich war die mehrfach gezeigte Unfähigkeit des ORF, Interviewrunden zu führen. Statt etwa die viel interessantere Personen- und Ursachen-Analyse anzugehen, wurde ständig immer nach demselben gefragt, nämlich nach den Koalitions-Präferenzen. Als ob bei der 20. Frage danach plötzlich eine andere Antwort zu hören sein wird - nämlich gar keine.
  • Der Gipfelpunkt dabei war zweifellos Hans Bürger, der sogar zweimal binnen zehn Minuten offenbar mangels anderer vorbereiteter Alternativen auf seinem Spickzettel im gleichen Sender die gleichen Menschen wörtlich dasselbe fragte und glaubte, dass das durch den Zusatz "Ich habe sie das schon einmal gefragt" intelligenter und spannender würde.
  • Schlicht falsch war (auch zu diesem Zeitpunkt) die Behauptung Bürgers, dass Kurz 33 Prozent habe. Der ÖVP-Kandidat ist in allen Hochrechnungen jedoch immer eindeutig unter 32 Prozent gelegen.
  • Besonders absurd war wieder einmal ein Kommentar des obersten ORF-Politruks Dittlbacher: "Da wirkte die Flüchtlingskrise nach". So als ob die Krise vorbei wäre, so als ob nicht die Zahl der "Flüchtlinge" und die mit ihnen verbundenen Probleme ständig immer noch größer würden.
  • Während im Privatfernsehen immer wieder auf die unterschiedlichen Hochrechnungen mit interessanten Differenzen eingegangen wurde, tat der ORF stets so, als ob es nur seine eigene gäbe.
  • Besonders peinlich waren immer wieder eingeschaltete Interviews mit Menschen von der Straße.

Das alles sind rein handwerkliche Fehler, die noch gar nichts damit zu tun haben, dass sämtliche ORF-Redakteure während des ganzen Abends erkennbar den großen proletarischen Trauerorden vor sich hertrugen ...

Journalistisch viel besser waren hingegen den ganzen Abend über die Privatsender von oe24.at bis Servus und Puls4. Sie machten trotz viel geringerer Ressourcen kaum Fehler und waren vor allem imstande, Gespräche und Interviews viel interessanter zu machen. Dass die Puls4-Mannschaft so wie die des ORF den linken Trauerflor im Herzen trug, war freilich dennoch unüberhörbar.

PS: Zugegeben: Noch unfassbarer als der ORF waren die Öffentlich-Rechtlichen aus Deutschland, die ganz offensichtlich keine Ahnung von Österreich haben. Ein bayrischer Korrespondent stellte etwa Sebastian Kurz so dar, als wäre er ein gefügiger Zögling Merkels und der EU. Und im montägigen Morgenmagazin hat man ausgerechnet zwei (völlig unbekannte) linke Kabarettisten aus Wien zur "Erklärung" aufgeboten. Schwachsinn pur und kein Hauch von witzig. Aber die Ösis werden ja in Deutschland gerne für eine Geisteskrankheit gehalten. Dementsprechend glaubt man, über die Alpenrepublik berichten zu müssen (Ausnahme: Phönix hat eine erstaunlich kluge Politologin aufgeboten).