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Werner Reichel (Formate: Mo, 16.04.2018, 19:42)
Ein sehr kurzer Fernsehabend

Sonntag nach 20.00 Uhr. Ich möchte einen entspannten und unterhaltsamen Fernsehabend verbringen. Ich probier‘s mit dem ORF. Der Hauptabend ist an diesem Sonntag - zumindest laut Programmzeitschrift - frei von Politik, sprich von linker Propaganda. Im Zweier läuft ein Krimi, im Einser Science-Fiction: ein Tatort aus Deutschland und der Hollywood-Blockbuster „Der Marsianer“. Eingekaufte Filmware also. Da kann der ORF ja nicht viel falsch machen.

Ich dreh den Tatort auf und lese in meinem eingeblendeten UPC-Infotext, dass es um zwei ermordete Libyer geht. Alles klar. Damit kenne ich auch schon die ganze Handlung: Der Täter ist rechter Deutscher, der die beiden gut integrierten und netten Menschen aus Nordafrika aus purem Hass und Rassismus ermordet hat. Obwohl das von Anfang an feststeht, muss man sich eineinhalb Stunden durch die mit linken Klischees und Vorurteilen überfrachtete Handlung quälen und irgendwelchen „originellen“ und „unkonventionellen“ Kommissaren beim Ermitteln zusehen. Okay, muss man nicht.

Deshalb schalte ich weiter. Am nächsten Tag lese ich auf stern.de, dass der Täter „sich im Umkreis eines Fußballvereins bewegt, der von dem rechten Politiker Theodor Pflüger geleitet wird.“ Wer hätte so etwas auch nur erahnen können? Ach ja, die beiden Mordopfer waren gut integriert und erfolgreich. Was für eine Überraschung. 

Angesichts selbstfahrender Autos stellt sich die Frage, ob man für so einen vorgestanzten ideologischen Stuss überhaupt noch menschliche Drehbuchautoren braucht. Ein simples Computerprogramm könnte das sicher genauso gut. Und ob der geifernde Mördernazi Theodor, Josef oder Siegfried heißt, kann der staatliche Rundfunkredakteur bei jeder neuen Folge auch per Hand eingegeben.

Mittlerweile ist fast jede Tatort-Folge nach diesem Muster gestrickt, gerade weil es solche Morde in der Realität so gut wie nicht gibt. In der Regel – Achtung böse Fakten! – ist die Täter-Opfer-Konstellation eine völlig andere. Da müssen die Multikultifreaks vom Staatsrundfunk natürlich entgegenwirken. Wenn schon im realen Leben Nazis und andere rechte Untermenschen keine rassistischen Morde begehen, dann zumindest jeden Sonntag via Tatort im kuscheligen Wohnzimmer von Oma Erna und Opa Paul. Da scheint der Wunsch der Vater des Drehbuches zu sein.

Zurück zum TV-Abend. Vom Tatort flüchte ich per Fernbedienung zum Science-Fiction-Film im Einser. Es geht um einen Astronauten, der aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände auf dem Mars zurückgelassen wird. Ein Robinson Crusoe der Zukunft.  In dem Moment als ich reinzappe, fegt ein gewaltiger Sturm über den Mars und wirbelt Satellitenschüsseln und den besagten Raumfahrer über die Marsoberfläche. Sogar die Landungsrakete droht durch den heftigen Sandsturm umgeweht zu werden. Interessant.

Dazu sollte man wissen, dass die Atmosphäre dort so extrem dünn ist, dass selbst die heftigsten Marsstürme nicht in der Lage sind, schwere Gegenstände oder einen Astronauten herumzuwirbeln, geschweige denn ein Tonnen schweres Raumschiff umzublasen. Drehbuchautor und Regisseur hätten das mit einer fünfminütigen Internetrecherche leicht herausfinden können. Was nicht schlecht gewesen wäre, weil der Film versucht, eine künftige Marsmission möglichst glaubwürdig und faktenbasiert darzustellen.

Der Mars-Schinken ist allerdings genauso realistisch, wie der ranzige deutsche Nazi-Tatort. Bei beiden filmischen Machwerken ist die Handlung dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass sie für jeden halbwegs intelligenten und anspruchsvollen Menschen völlig ungenießbar sind.

Wenn ich mich vor dem Fernseher entspannen will, erwarte ich mir ohnehin nicht viel, aber ich will meinen Sonntagabend weder mit der einfach gestrickten Gedankenwelt linksextremer, deutscher TV-Macher, noch mit infantiler Mickey-Maus-Science-Fiction verplempern.

Auf dem einen ORF-Programm jagen, wie mittlerweile fast jeden Sonntag, hasszerfressene und geistig minderbemittelte Nazis arme Migranten, auf dem anderen blasen gewaltige Stürme auf einem Planeten, der so gut wie keine Atmosphäre hat: gebührenfinanziertes Deppen-TV. 

Da wäre es auch schon wurscht, wenn irgendein verhaltensauffälliger deutscher TV-Kommissar Nazis durchs Weltall verfolgen würde. Kommt sicher noch. Es sind wohl die letzten Zuckungen eines sterbenden Mediums. R.I.P.