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Elisabeth Hennefeld (ORF2 Sa, 20.12.2014, 19:30)
Zeit im Bild

 

Was tun mit einem Staat, der sich nicht nach unseren Spielregeln richtet? Die ZiB eröffnete mit der fast schon komischen Staatsaffaire Sony gegen Nordkorea. Barack Obama hat zwar die Zensur vonseiten der stalinistischen Vorzeigediktatur kritisiert. Doch, so bedauert der ORF, könne der Präsident de facto wenig tun, diplomatische Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea gibt es sowieso nicht und wirtschaftliche Sanktionen laufen längst.

Letztere scheinen aber nicht viel zu bringen. Und zwar nirgends wo sie je verhängt wurden. Denn sie setzten voraus, dass es eine starke vom freien Handel lebende wirtschaftliche Schichte ohne jede Abhängigkeit von der Politik in so einem Schurkenstaat gibt. Freies Unternehmertum ist in Diktaturen immer besonders stark ausgeprägt; vor allem in kommunistischen! Und dieses müsste dann seinen Politikern die Hölle heiß machen, damit der Diktator nicht seinen aufmüpfigen Unternehmern ihre Existenz und Unabhängigkeit streitig macht.

Klingt doch nach einem wasserdichten Plan. Er hat zwar noch nie funktioniert im Sinne, dass er jemals irgendwo einen Regimewechsel hervorgerufen hätte, aber die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes wird doch recht erfolgreich lahm gelegt. Was sich aber ziemlich sicher nicht negativ auf die eigentliche Zielperson auswirkt.

Das nächste Fallbeispiel wartet schon vor der Türe. Im direkt folgenden Beitrag der ZiB erfahren wir, dass sich die USA nun den Sanktionen gegen die Krim anschließen. Der Handel mit der Schwarzmeerhalbinsel wird weitgehend verboten. Das bedeute auch einen Stopp aller Investitionen und – unvergleichlich wichtiger, darum besonders prominent erwähnt – europäische Kreuzfahrtschiffe legen bald nicht mehr an den Häfen der Krim an. Das wird Putin schlaflose Nächte bereiten!

Aber bleiben wir kurz bei diesem konkreten Beispiel. Ein Kreuzfahrtschiff geht vor Anker, betuchte Touristen steigen aus und decken sich an einem Straßenstand neben dem Hafen mit Wodka, billigen Sonnenbrillen und liebevoll handbemalten Babuschkas ein. Jetzt kommen aber keine Schiffe mehr, unser Straßenverkäufer ist arbeitslos und auch seine Frau, die die Babuschkas gemalt hat. Und wen wird dieses Ehepaar, dessen Existenz gerade den Bach herunter ist, dafür verantwortlich machen? Den bösen Herrn Putin, von dessen Pressesprechern sie vermutlich rund um die Uhr sicher ganz unvoreingenommen informiert werden. Oder vielleicht doch den Westen, auf dessen Geheiß tatsächlich die Kreuzfahrtschiffe, die Investitionen, die wirtschaftliche Existenz unabhängig von Russland und vielleicht auch die eine oder andere Satire auf den netten Herrn in Moskau komplett ausbleiben.