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Elisabeth Hennefeld (ORF2 Mi, 14.01.2015, 22:30)
WELTjournal

 

Nahtlos an die Diskussion in der heutigen ZiB schließt sich das Weltjournal an über die großen Fragen des Islam. Wie viel Humor verträgt er? Warum gibt es weltweit radikale Ausflüchte? Und die wichtigste aller Fragen, warum sind wir daran schuld?

Da wird ganz schön viel geredet über kollektive Gedächtnisse und völkerübergreifende Demütigungen, „prekäre“ soziale Umstände, dass unsere Gesellschaft den jungen Radikalos nicht genug Respekt entgegen bringt und sie so erst in die Arme des Terrorismus getrieben wird. Bei dem ganzen Konflikt geht es im ORF nie um den Einzelnen, nicht als Opfer und schon gar nicht als Täter. Denn der Einzelne ist scheinbar nicht dafür verantwortlich, was er tut, er ist schließlich ein Produkt seiner Umwelt, der „Gesellschaft“. Damit ist es letztlich der Fehler des Westens selbst, dass er angegriffen wird.

Nicht ein einziges Mal ist irgendwer persönlich verantwortlich für irgendwas. Aber das betrifft nicht nur dieses spezielle Thema. Es ist eine generelle Krankheit aller Sozialwissenschaften. Individuen sind so anstrengend. Es gibt mittlerweile schon so viele von denen. Es geht viel einfacher, in „Kollektiven“ zu denken. Die sollten eigentlich seit dem Fall des Kommunismus außer Mode sein. Aber sie sind einfach unwiderstehlich. Zahlmäßig begrenzt, unbestimmte Lebensdauer und man kann ihnen weiß Gott was für Eigenschaften, Vorlieben und Traumata andichten. Damit lässt sich die ganze Welt erklären und man muss letztlich nie einem empirischen Test standhalten. Denn weder ein Ereignis der Weltgeschichte noch eine real existierende Person haben je in so ein stereotypes Schema gepasst, aber danach haben der ORF oder die moderne Wissenschaftscommunity noch nie gefragt.