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Caroline Hungerländer (oe1 Fr, 11.09.2015, 12:00)
Mittagsjournal

Das Mittagsjournal steht im Zeichen der Flüchtlinge. Die Moderatorin spricht von „Schutzbefohlenen“, sie spricht von Bürgermeistern und Landesobleuten, die „nicht begeistert sind, Menschen auf der Flucht aufzunehmen“. Sie spricht nicht von Asylwerbern, sondern pauschal von „Menschen auf der Flucht“, ungeachtet der Tatsache, dass bis zu einem abgeschlossenen Asylverfahren gar nicht sicher ist, ob all jene hunderttausende Menschen tatsächlich berechtigterweise auf der Flucht sind. Sie spricht auch nicht von illegalen Asylwerbern, die sie rechtlich gesehen sind. Aber Menschlichkeit steht bekanntlich über dem Rechtsstaat.

Nächster Beitrag, die obligatorische Menschlichkeit: „Will die Bundesregierung auch was für die Stimmung, die politische und menschliche, in Österreich tun?“ „Das muss sie, damit die Kritik nicht weiter zunimmt und die Stimmung bricht in der Bevölkerung.“ Aufschlussreich. Es braucht also keine Politik, die auf die Meinung der Bürger und Steuerzahler hört. Es braucht Kampagnen, um uns unsere Unmenschlichkeit auszutreiben. Kampagnen, die wir Bürger und Steuerzahler uns selbstredend selber finanzieren werden.

Der schuldgebeugte Hörer wird nun emotional auf das Thema Arbeitsmarktzugang für Asylwerber vorbereitet. Der Kochlehrling Hassan wird interviewt; er hat als Asylwerber eine Lehre angefangen. Aber das war nicht leicht, denn „wir geben uns den Anschein, wir öffnen das [Arbeitsmarktzugang], wir sind eh so liberal, aber in Wahrheit ist das gespickt mit Hürden,“ wie sich Veronika Krainz von lobby 16 echauffiert. Hassan hat es „trotz Startschwierigkeiten“ geschafft. Er ist jetzt anerkannter Asylwerber, möchte Chefkoch werden und ein eigenes Restaurant aufmachen. Hassan denkt nicht daran, dass Asyl für Kriegsflüchtlinge ein zeitlich beschränktes Recht ist und er nach Beendigung der Kriegshandlungen wieder zurück in seine Heimat kann. Warum auch.

Wegweisend auch die Formulierung „Menschen auf der Flucht vor Armut und Krieg“, als ob Armut ein anerkannter Fluchtgrund wäre (beziehungsweise als ob Armut überhaupt etwas wäre, wovor man fliehen müsste, anstatt es zu bekämpfen!).

Das heutige Mittagsjournal ist nur exemplarisch für die Meinungsmache, die staatlich finanzierte Medien immer schamloser betreiben. Mit positiv konnotierten, flüchtlingsfreundlichen Begriffen wird der Bevölkerung sprachlich ihre Unmenschlichkeit vor Augen geführt. Jeder Bericht eine Ohrfeige für alle Unmenschen. GIS finanziert.