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Andreas Lindner (ORF2 Mi, 18.11.2015, 22:00)
ZIB 2

Bei den dramatischen, tragischen Ereignissen der letzten Tage fällt in der Berichterstattung auch ein interessantes Detail auf und spätestens seit gestern, als bei Paris Spezialeinheiten ein Haus gestürmt hatten und sich dabei eine Frau in die Luft gesprengt hat, wundert man sich diesbezüglich. In keiner einzigen ORF-Sendung - übrigens auch in keiner Zeitung - habe ich zu den brutalen Vorfällen die neuerdings korrekte Sprechweise gehört: Terroristen und Terroristinnen, Islamisten und Islamistinnen, Gefährder und Gefährderinnen, Hintermänner und Hinterfrauen, Drahtzieher und Drahtzieherinnen.

Wie kann das sein?! Man ist erstaunt. In einer Zeit, wo in beängstigend inflationärem Gebrauch wieder das Wort 'Krieg' die Runde macht - US-chinesische Kriegsgefahr im pazifisch-asiatischen Raum, gegen Russland, unter den Balkan-Staaten, 'Krieg gegen den Terror' etc. - befasst sich der eine Teil des demotorisierten, teils entwaffneten Rests des österreischischen Bundesheeres mit der neuen - vom rot/grünen Politkomitee erlassenen - Richtlinie für korrektes Gendern! Wörter wie 'Mannschaft', 'Militärarzt', 'Ausländer' oder auch 'jeder'(!) dürfen nicht mehr verwendet werden. Das ist ausdrücklich keine Satire. Während der andere Teil damit beschäftigt ist, täglich tausende Migranten zu bekochen und durchs Land transportieren.

In einer Zeit, in der der österreichische Bildungsstandard immer tiefer rutscht - die Ursachen dafür aus politischer Korrektheit nicht benannt und somit auch nicht behoben werden dürfen - und die verbliebenen Gymnasien aus ideologischen Motiven vom roten 'Bildungsministerium'(!) finanziell ausgezehrt werden, liest man, dass bei der neuen Deutsch-Zentralmatura nicht korrektes Gendern strenger beurteilt (!) werde als etwa eine korrekte Rechtschreibung! Man weiß nicht mehr, was man dazu sagen soll. Und auch die Schulbücher wurden - still und heimlich - allesamt umgeschrieben. Ein Textbeispiel, welches vor einiger Zeit von einer besorgten Deutsch-Lehrerin veröffentlicht wurde, zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung unserer Sprache. Der Text ist nicht mehr lesbar, geschweige denn, für einen Elfjährigen zu verstehen. (Die Literatur wurde im Übrigen aus der Reifeprüfung weitestgehend gestrichen, dafür wird die Interpretation idelogisch einschlägiger Texte verlangt. Ein anderes Thema.)

Der ORF ist ja, wie man in der sauber orchestrierten Skandalisierung der Regierungsjahre 2000-2006 gut sehen konnte, recht einfach und effizient im Stande, selbst Bagatellen zur Staatsaffäre aufzublasen und die mutmaßlich beteiligen Personen durch entsprechende Berichterstattung öffentlich medial zu diskreditieren. Man denke an einen 10.000 Euro 'Werbekostenzuschuß' an die ÖAAB-Gewerkschaftszeitung oder an ein Sponsoring für den 'FC Sierning' - solange es gilt, den politischen Gegner zu treffen, ist dafür keine Sendeminute und keine Redakteursstunde zu kostbar.

Wenn es an anderen Stellen um mehrere Millionen oder gar um Milliarden geht, oder auch 'nur' um ideologische Postenbesetzungen, wo Fachleute gefragt wären, wird kaum berichtet. Von einer Skandalisierung weit und breit keine Spur. (Beispiele: 5 Millionenspende von 'Eurofighter' an Rapid, systematische Medienkorruption in Form Hundert-Millionenfacher Steuergeldverschwendung durch Sinnlos-Inserate staatsnaher Betriebe und roter Ministerien an 'befreundete' Medien, Millionendebakel von Land Salzburg und Stadt Linz, Verfahrenswidrige Postenbesetzung AMS Wien,  etc. etc. etc,).

Wenn es aber beispielsweise darum geht, von einer Mehrheit der Bürger, darunter eine Reihe von Intellektuellen, verspürte gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu behandeln und diesen bzw. deren Entgegenwirken einen breiten Senderaum zu widmen, dann leistet dies der ORF nicht. Und zwar immer dann, wenn dieses nicht im Sinne der politischen Senderideologie ist.

Dass nun also - im Lichte der aktuellen Ereignisse - von einem Tag auf den anderen nicht mehr korrekt gegendert wird, ist für die dahinterstehenden Ideologen entlarvend. In Wahrheit geht es nicht um die Gleichstellung von Mann und Frau - diese ist in Österreich weitestmöglich verwirklicht - es geht in Wahrheit um eine radikal-feministische Ideologie, welche auf Schwarz-Weiß-Mustern, in Gut-Böse-Kategorien fußt.

Als im Sommer vergangenen Jahres über 800, teils prominente Personen ein Ende des exzessiven  Genderns forderten, darunter Konrad Paul Liessmann, Chris Lohner oder Rudolf Taschner, war auf den ORF-Sendern kaum etwas zu vernehmen. Dem breiten Publikum ist dieser intellektuelle Aufschrei durch dieses  Ignorieren entgangen.

Der ORF bestimmt eben, was 'Thema' in Österreich zu sein hat. Manchmal bestimmen es aber leider auch Terroristen und Terroristinnen.

PS: Das 'Gendern' der deutschen Sprache in Österreich ist weder im Gesetz, noch in der 'ÖNORM', noch im 'Österreichischen Wörterbuch' (verbindliches Regelwerk für die deutsche Sprache in Österreich) verankert. Unter Mißachtung dieser Regeln wird es von Ideologen der Bevölkerung aufgezwungen.