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Andreas Unterberger (ORF2 Di, 08.03.2016, 19:30)
Zeit im Bild

„Was Sie nicht berichten.“ „Was Sie auch nicht berichten“: Dem Fernsehzuschauer blieb vor Begeisterung fast der Mund offen, wie – endlich – ein Politiker mit den süffisant-arroganten Kommentaren eines Armin Wolf und der einseitigen Berichterstattung des ORF Schlitten fuhr. Außenminister Sebastian Kurz wiederholte mit seinem Interview in der ZiB2 seine vielen aufsehenerregenden Auftritte in deutschen Medien, wo er in den letzten Wochen als der neue europäische Superstar herumgereicht worden ist. Er profiliert sich damit als genau der Politiker, den sich die Menschen wünschen: mit Kompetenz, mit einer klaren Meinung, die er offen und sachkundig und ohne das sonst politikerübliche Herumgerede und Konsensgeheuchle darzulegen imstande ist.

Kurz machte dabei auch ohne Rücksicht auf eine (in Wahrheit eh nicht vorhandene) Parteilinie oder gar Regierungslinie ganz ungeschminkt deutlich: Er war seit einem halben Jahr für die Beendigung der Völkerwanderung. „Ich habe im Sommer schon gesagt, dass das falsch ist.“ Und er stand damit anfangs in der Bundesregierung und in der veröffentlichten Meinung recht alleine. Aber jetzt hat sich sein Kurs – allen Stänkereien eines Wolf zum Trotz – europaweit (bis auf Berlin) durchgesetzt. 

Wie wohl solche Offenheit tut! Geben sich doch sonst Politiker von SPÖ wie ÖVP stets so, als ob es in der Koalition immer und überall totalen Konsens geben würde. Diese Politikerattitüde ist einer der Hauptgründe, weshalb die Menschen das Vertrauen in die Politik und die Berichterstattung darüber verloren haben.

Wie zur Bestätigung der Kurz-Kritik am ORF wurde unmittelbar nach diesem Interview ein Propagandabeitrag ohne einen einzigen kritischen Zwischenton darüber gesendet, wie begeistert die ganze Stadt Horn über 200 dort in einem Caritas-Heim untergebrachte Asylanten ist.

Die Tatsache, dass repräsentative Umfragen zur Flüchtlingslawine eine immer negativer werdende Einstellung der Österreicher zur Völkerwanderung zeigen? Oder die nun schon fast täglich bekanntwerdenden Messerstechereien, Raubüberfälle und sexuellen Attacken? Für so etwas ist doch kein Platz in der ZiB. Dort mag man nur Jubel-Horner.