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Kurt Ceipek (ORF2 Di, 29.03.2016, 06:05)
Guten Morgen Österreich

Ob irgend jemand außer den ORF-Programmverantwortlichen besonders dringend auf die seit Monaten großspurig angekündigte ORF-Frühstücks-TV-Sendung „Guten Morgen Österreich“ gewartet hat, ist zu bezweifeln. Dass die Sendung künftig tatsächlich täglich eine halbe Million Zuseher finden wird, wie man sich das in der ORF-Chefetage wünscht, ist nach der ersten Sendung nur sehr schwer vorstellbar.

Sicher ist aber: Der Aufwand, der für diese Sendung mit täglich wechselndem Schauplatz getrieben wird, ist groß und herausgekommen ist wenig. Dabei ist anzunehmen, dass in der Vorbereitungszeit alles versucht wurde, gerade für die erste Sendung besonders großartige Beiträge auf die Beine zu stellen.

Einer dieser Beiträge war die Vermietung von Legehennen. Ein uralter Hut. Natürlich dürfen in einer solchen Morgensendung auch ein Kochbeitrag und ein Gärtnerbeitrag mit dem Titel „Aufgeblüht“ nicht fehlen. Für einen Beitrag unter dem Titel „Gesund und Munter“ wurde mit Dr. Christine Reiter sogar eine Ärztin aufgeboten, die dereinst eine Miss Austria war. Sie soll künftig jeden Dienstag und Freitag Tipps für ein gesünderes Leben geben. Der Startbeitrag mündete in der Erkenntnis, dass Ostern wegen vieler konsumierter Eier negative Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel haben dürfte.

Alle diese Beiträge kommen in einer dreistündigen Endlosschleife immer wieder, ebenso wie die Nachrichtensendungen. Wer also eine halbe Stunde lang zugesehen hat kann wieder abdrehen, ohne wesentliches zu versäumen. Man versäumt aber auch nicht viel wenn man gar nicht erst aufdreht.

Am erstaunlichsten für Betrachter der Premieren-Sendung war noch, dass die im Hintergrund des Studios zu sehenden Skilifte und Pisten schon zwischen sieben und acht Uhr früh belebt waren. Üblicherweise setzen sich in Österreich die Skilifte und damit die Skiläufer kaum vor neun Uhr früh in Bewegung. Ob das alles ORF-Statisten oder „echte“ Skiläufer waren, war nicht erkennbar.

In Summe war das für eine Startsendung eher langweilig und wenn man davon ausgeht, dass sich die Sendungsverantwortlichen für die Startsendung besonders bemüht haben, wird man sich wohl auf wachsende Fadesse in den nächsten Monaten und Jahren einstellen müssen.

Für Abwechslung ist dennoch gesorgt, denn mit Hilfe des mobilen Studios wird jeden Wochentag aus einem anderen österreichischen Ort gesendet. Das mag manchen Orten attraktiv erscheinen. Der ORF lässt sich sein Erscheinen von den Orten aber gut bezahlen. 3.000 Euro muss jeder Ort hinblättern, der „Guten Morgen Österreich“ beherbergen darf. Gerüchten zufolge soll dieser „Beitrag“ bei ausreichend hohen Einschaltquoten noch deutlich höher werden. Kritiker halten das bei einem mit Zwangsgebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Sender für eine ausgemachte Sauerei.