ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Lindner (Online Mo, 05.12.2016, 11:02)
Tatverdächtiger präsentiert - Berichterstattung eingestellt
Link: www.orf.at

Ganz Deutschland diskutiert derzeit einen Kriminalfall und auch die Kanzlerin hat sich gestern dazu zu Wort gemeldet: Im deutschen Freiburg wurde im Oktober eine neunzehnjährigen Medizinstudentin vergewaltigt und ermordet, kurze Zeit später wurde in der Umgebung eine junge Joggerin vermisst. Nach dem Fund der Leiche war es traurige Gewissheit, auch sie wurde vergewaltigt und ermordet. Spätestens nach dem zweiten Fall in bzw. um Freiburg berichteten die meisten deutschen Medien über die Fälle, die Behörden schlossen einen Serientäter dezidiert nicht aus.

Letzte Woche schließlich meldete die Polizei im ersten Mordfall der neunzehnjährigen Medizinstudentin die Verhaftung eines dringend Tatverdächtigen, auf dessen Spur die Ermittler durch DNA gekommen waren. Das war schließlich auch dem ORF eine Meldung wert: Auf orf.at stand dies in einer Kurzmeldung zu lesen.

Nur wenige Tage später informierte die Polizei die Öffentlichkeit über die Identität des Tatverdächtigen: ein 17-jähriger Afghane, der als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war.

Seither, Sie erraten es schon, findet man auf orf.at dazu keine Meldung mehr, auch nicht im hintersten Onlinewinkel nicht. Interessant nicht?

Es ist ja grundsätzlich verständlich, wenn eine Info-Redaktion sich nicht einzelnen Mordfällen widmet, dass wäre wohl auch ziemlich deprimierend und einseitig auf Dauer. Allerdings handelt es sich hierbei um einen Fall, der mittlerweile in ganz Deutschland für erhebliche Diskussionen sorgt, auch weil die ARD als staatliche Sendeanstalt Anfangs bewusst nicht darüber berichtet hatte und jetzt schwer in die Defensive geraten ist.

Darüberhinaus ist aber der Fall – abgesehen von der Schwere der Tat – in der medialen Handhabung gut mit ähnlichen Fällen vergleichbar, etwa der Gruppenvergewaltigung einer Deutschen durch neun Iraker in der Silvesternacht in Wien, welche der Öffentlichkeit überhaupt erst Monate später bekanntgeworden ist.

Bemerkenswert ist jedenfalls, dass orf.at zwar vor wenigen Tagen berichtet, die Polizei hätte einen dringend Tatverdächtigen gefasst und würde in Kürze weitere Details bekanntgeben, um dann, sobald die Polizei dies tut und den Tatverdächtigen präsentiert,  zu schweigen und die Berichterstattung dazu einzustellen.