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Kurt Ceipek (oe1 Fr, 17.03.2017, 12:00)
Mittagsjournal

Es war eine wirklich atemberaubende Meldung, die das Mittagsjournal den Zuhörern auftischte. Beim Österreichischen Bundesheer dürften in den letzten Jahren Hunderte, wahrscheinlich aber Tausende österreichische Staatsbürger türkischer Herkunft ihren Präsenzdienst geleistet haben.

Viele dieser Soldaten, die schon bei der feierlichen Angelobung der Republik Österreich Treue und Verteidigungsbereitschaft geschworen haben, tauchten nach der Abrüstung bei den zuständigen Heeresstellen auf, um eine Bestätigung über ihren Präsenzdienst zu erhalten. Die meisten von ihnen verlangten eine Bescheinigung mit Rundstempel. Die brauchen sie aber nur, wenn sie sich als türkisch-österreichische Doppelstaatsbürger in ihrer türkischen Heimat dadurch um die Wehrpflicht drücken wollen.

Das ist in einer Zeit, in der türkische Politiker unverhohlen mit der Möglichkeit eines Religionskrieges zwischen Islam und Christentum drohen, eine Zeitbombe unvorstellbaren Ausmaßes. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wem sich viele dieser österreichischen Landesverteidiger zuwenden und für wen sie auf die Barrikaden steigen würden, wenn „ihr“ islamischer Führer dazu aufriefe, nun die eigene Religion zu verteidigen und ihr zum Endsieg zu verhelfen. Für Österreich und damit gegen die Angehörigen ihrer eigenen Religion würden die meisten von ihnen kaum kämpfen wollen.

Und was machte der ORF aus dieser brisanten Geschichte? Es wurden keine Überlegungen über die möglichen Folgen dieser Zeitbombe angestellt, sondern – angesichts einer Auseinandersetzung zwischen Innen- und Verteidigungsministerium um die Frage, wer wem was zu diesem Thema mitgeteilt habe – lediglich über eine „drohende Behördenposse“ geschwafelt, die nun wieder beigelegt sei.

Den führenden Nachrichtenmachern im ORF dürfte das Thema aber auch als „Behördenposse“ zu heiß gewesen sein, denn nach dem Mittagsjournal herrschte zu diesem Thema Funkstille. Den Abendjournal-Redakteuren war das Thema keine Meldung mehr wert, der Zeit-im-Bild-Redaktion genauso wenig. Auch ORF.at hat über die kleine „drohende Behördenposse“ bisher nicht berichtet und wird es vermutlich auch weiterhin nicht tun.

Es wäre ja vermutlich auch schwierig, der Öffentlichkeit gegenüber zu argumentieren, dass die Unterwanderung des Bundesheeres durch Doppelstaatsbürger ohnehin eine harmlose Angelegenheit sei. Und da ist es ganz einfach besser, möglichst wenig darüber zu reden, um nicht völlig unbegründete Ängste zu schüren, den Hetzern aus der bürgerlichen Reichshälfte Munition zu liefern und die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.