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Werner Grotte (ORF3 Fr, 09.06.2017, 20:15)
Der Österreichische Film

Ältere Semester freuten sich, weil ORF III. am Freitag die schon vor Wochen angekündigten, aber dann leider verschobenen allerersten Folgen von „Inspektor Marek“ aus den  Jahren 1963/64 in schwarz-weiß ausstrahlten. „Held“ der bis 1983 laufenden Krimi-(und später ersten österreichischen „Tatort“-) Serie war Oberinspektor Marek alias Fritz Eckhardt, der im direkten Anschluss daran ab 1973 als Chefportier in der legendären TV-Serie „Hallo, Hotel Sacher… Portier“ große Erfolge feiern durfte. Daneben erlebten wir längst verstorbene Schauspiel-Lieblinge wie Kurt Jaggberg (Bezirksinspektor Otto Wirz) oder den blutjungen Heinz Zuber als mörderischen Liebhaber.

Was im Vergleich zu heutigen Krimi- oder Tatort-Serien auffiel: Überall wurde geraucht, selbst Nichtraucher hatten oft Zigaretten oder zumindest Feuer eingesteckt, um sie in gastlichen oder vertrauten Augenblicken aufzuwarten. Bei Sekretärinnen gehörte es einfach zum Berufsbild, starken Espresso-Kaffee (ohne Kapsel-Sondermüll) zu machen – es wurde ihnen aber trotzdem durchaus zugestanden, besser Deutsch zu formulieren, als es der Herr Bezirksinspektor diktierte.

Kieberer wie Verdächtige befleißigten sich einer durchaus bodenständigen, aber in keiner Weise ideologisch oder politisch gefärbten Sprache. Hier ging es einfach nur darum, ein Verbrechen aufzuklären, und nicht darum, dem Zuseher ein tendenziöses Weltbild zu suggerieren wie in heutigen "Tatort"- oder "Soko-Donau"-Krimis. 

Interessant auch die Regie: In 90 Minuten sah man mitunter keine einzige Außeneinstellung, sondern bestenfalls einzelne Räume des Kommissariats als Spielorte. Wichtig waren nicht die „Locations“, entscheidend waren die Darsteller und die Dialoge, also eigentlich Kammerspiele. Trotzdem waren die Krimis fundiert aufgebaut, die Lösungen diffizil, die Recherchen umfassend und die Spannung bis zuletzt hoch. Mimik, Gestik und Dialoge hatten absolute Priorität.

Was vor allem jüngeren (aber sicher auch älteren) Zusehern besonders auffallen musste: Die kesse, aber hochgeschlossene Kommissariats-Sekretärin tippte auf ihrer Schreibmaschine in jeder Lebenslage, selbst wenn man gleichzeitig mit ihr sprach oder sie ablenkte, wesentlich schneller als alle Smartphone-Nutzer unserer Zeit zusammen.

Wer (wie der Autor) in der Schule noch „blind schreiben“ auf Maschinen gelernt hat, weiß, dass gute Maschinschreiber (auch Journalisten) damals und bis zum Ende der Schreibmaschin-Ära Anfang der 1990er Jahre ihre Schreibwerkzeuge quasi in Echtzeit, also in Sprechzeit, bedienen konnten, ähnlich wie Clint Eastwood seinen 45er-Colt. Und das, ohne die deutsche (?) Sprache mit heute gängigen sms-Kürzeln wie „LOL“ („Laughin‘ out loud“), braduhi (brauchst du Hilfe) oder asap (as soon as possible) zu vergewaltigen, sondern in der Regel in einwandfreiem Hochdeutsch.

Wie wohl heutige Schüler staunen würden, täte man ihnen im Unterricht solch „uncoole“ Steinzeit-Krimis vorspielen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, liebe Pädagogen, anstatt sie mit Gender-Müll oder „politicall correctness“ vollzustopfen. Es gab nämlich davor auch schon ein Leben.