ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Anonym (Online Fr, 04.08.2017, 13:00)
Mutige Frauen bekämpfen böse Männer
Link: http://orf.at/stories/2401758/2401764/

Der Artikel "Comicbranche kämpft gegen Macho-Trolle" ist ein Kleinod des "unabhängigen" Journalismus auf der Seite www.orf. at. Hintergründe, Analysen, selbst der Nachrichtenwert der Meldung selber fehlen, weil sie nicht in die ORF-eigene Schablone "Mutige Frauen bekämpfen böse Männer" passt.

Was war geschehen? Die beiden größten Comicverlage der USA, DC und Marvel, ließen sich vor einiger Zeit vom Zeitgeist anstecken und dazu verleiten, dass mehr Diversität den Verlagen neue Zielgruppen erschließen würden – weg von den uncoolen weißen Männern, die (nach wie vor) die Hauptleserschaft der Comics bilden.

Deswegen wurden Schreiber eingestellt, die genderaffin, diversitätssensibel, und – gottlob! – großteils weiblich waren. Mission erfüllt? Naja, dummerweise produzierten diese Schreiberinnen eindimensionale, vorhersehbare Geschichten, in der der weiße Mann typischerweise der Bösewicht war.

Die Verkaufszahlen von Comics sinken; Immer schneller werden neue Helden und neue Geschichten aus der Taufe gehoben, die mangels Leserschaft nicht einmal die dritte Auflage erreichen.

Männliche wie weibliche Leser bemängeln die Qualität der Comics. Um das zu deligitimieren, verwendet der ORF-Bericht einen bekannten Untergriff. Er zitiert zwei sexuell gefärbte Tweets von unbekannten Twitter-Nutzen (Nachrichtenwert???) und zwanglos sachliche Kritik an Comics.

Beispiel gefällig?

Ein Twitter-User schrieb etwa: „Mit der einen ganz vorne würde ich sofort vögeln.“ Ein anderer antwortete: „Lass dir lieber eine Einverständniserklärung unterschreiben, die schaut aus wie eine vom Typ ‚erlogener Vergewaltigungsvorwurf‘.“ Wieder einer schrieb, dass die „schlechte Qualität von Marvel-Comics in letzter Zeit kein Wunder“ sei. Und: „Können wir bitte das mit Feminismus und sozialer Gerechtigkeit bleiben lassen und einfach Comics herausgeben? Mein Gott, DC sieht immer besser und besser aus.“

Wer den Feminismus kritisiert, ist fast schon ein Vergewaltiger, jedenfalls ein Sexist. Anscheinend aber ein Sexist mit gespaltener Persönlichkeit, denn die angeblich frauenfeindlichen Comicleser lesen seit 1941 Wonder Woman, und die ist eine der beliebtesten Figuren des DC-Verlages; schon vor dem Film. Trotzdem erzählt der ORF weiter die Mär vom Macho-Troll, der findet, dass Frauen in der Welt der Superheldencomics grundsätzlich nichts verloren hätten.

Was wir hier sehen, hat mit Journalismus ÜBERHAUPT NICHTS zu tun. Dem Bericht fehlt sprachlich jede Distanz zur Sache, mit der er sich gemein macht (was in sich auch ein Fehler ist), er übernimmt völlig die Sicht einer Seite und blendet alle Fakten aus, die nicht in die holzschnittartige Geschichte vom bösen, sexistischen Mann und dem armen, weiblichen Opfer passen.