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Werner Grotte (ORF2 So, 27.08.2017, 20:15)
Tatort

Schon bei den ersten Bildsequenzen des neuen österreichischen „Tatort“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser war klar, in welche Richtung hier die ideologische Keule geschwungen werden soll: In der idyllischen steirischen Obstbau-Gemeinde Pöllau kommt Mittags ein schwarzafrikansches Mädchen aus der Schule, als ob das hier immer schon so gewesen wäre. Es ist bunt angezogen, sauber, adrett, und geht heim zu einem idyllischen Bauernhof, wo viele Schwarzafrikaner leben, auch alle sauber, adrett, fröhlich singend ums Lagerfeuer tanzend. Mehr Klischee war kaum möglich.

Mitten in dieser Bilderbuch-Szenerie wird plötzlich ein toter Schwarzer im nahen Steinbruch gefunden – und wie das halt so ist in der Polizei-Zuständigkeit, werden nicht die zuständigen Bezirks- oder Landeskrimineser, sondern gleich die ganz wichtigen Ermittler des Innenministeriums aus Wien geschickt – Oberstleutnant Moritz Eisner und Major Bibi Fellner.

Die treten gegenüber den Eingeborenen auch so richtig schön pampert auf, wie es nur „Weana Bazi“ tun. Der Dorfpolizist, der die Sachlage erklären will, wird von der oberg’scheiten Frau Major wegen sprachlicher Ungenauigkeiten (er verwendete den Konjunktiv!) oberlehrerhaft zurechtgewiesen und auch im Dorfwirtshaus führen sich die beiden beim Ermitteln auf wie die Herrenmenschen (gegenüber den Schwarzen wenig später natürlich nicht, die werden mit Samthandschuhen angefasst).

Ein tablettensüchtiger Ex-Arzt, Sproß der lokalen Großgrundbesitzer-Familie, erklärt der Frau Major offenherzig, dass er die fröhlichen Schwarzen auf dem „Fluchthof“ untergebracht habe, einige davon illegal im Lande aufhältig, und dass sein Bruder diese - doppelt illegal - auch noch im familieneigenen Wald oder Steinbruch beschäftige. Die (nicht ironisch gemeinte) Reaktion der hohen Innenministeriums-Beamtin: „Sympathisch!“. Schließlich verlaufe die Grenze zwischen zivilem Ungehorsam und Gesetzesbruch ja sehr fließend.

Als der Dorfpolizist die Schwarzen vernehmen soll, herrscht ihn Frau Überdrüber barsch an: „Aber benehmen sie sich!“. Wer weiß, was der Bauerndodel sonst mit den armen Afrikanern anstellt, womöglich traumatisiert er sie zu Tode. Letztlich stolpert die Sprachpolizistin dann über ihr eigenes Halbwissen und erwähnt zweimal den (Ebola-)Virus.

Um dieses Virus geht es eigentlich im Film, konkret um einen infizierten Afrikaner, der auf die glorreiche Idee kommt, vor seinem Dahinscheiden noch schnell nach Europa zu reisen, um hier ein paar Leute anzustecken. Damit die ignoranten Europäer endlich kapieren, wie grauslich so eine Epidemie ist. Als ob wir hier nicht Jahrhundertelang gegen ebenso tödliche Seuchen wie Pest, Cholera, Pocken (Blattern) oder  - zuletzt erst in den 1920er Jahren - die spanische Grippe gekämpft hätten und sie letztlich besiegten, wenn auch mit verheerenden Verlusten. Aber, wie Frau Major gegen Schluss zu anklagend bemerkt, sei hier im Westen seit vier Jahrzehnten nichts mehr für die Ebola-Forschung getan worden! 

Würde man diesen moralinsauren Faden weiter spinnen, so müssten wir uns fragen, warum zu Zeiten, als bei uns die Leute wie die Fliegen an irgendwelchen Seuchen starben, niemand auf anderen Kontinenten auf die Idee gekommen ist, wie wild zu forschen, um uns zu helfen.

Alles in allem wieder einmal ein Tatort mit schwer gutmenschlicher Schlagseite, der – möglicherweise ungewollt – auf erschreckende Art aufzeigte, was uns durch den Masseneinmarsch potentiell mit gefährlichen Krankheiten infizierter Araber oder Afrikaner noch alles blühen kann.