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Niklas G. Salm (ORF2 Mo, 18.12.2017, 20:15)
ZIB Spezial

In den letzten Tagen und Wochen hat sich der ORF gegenüber der neuen türkis-blauen Kurz-Strache-Regierung erstaunlich zurückgehalten. Ja, man wirkte zumindest teilweise fast ein wenig streichelweich. Etwa aus politischem Kalkül, weil man selber die linken Kräfte eher in einem langem Siechtum, denn vor einem baldigen Comeback verortete? Oder doch eher, weil man nur auf die erstbeste Chance zur Bösartigkeit gelauert hat?

Nun, nach dem ersten großen Interview mit Kurz und Strache, durchgeführt von einer eisigen Claudia Reiterer und dem linken Staatsfunker fürs Grobe, dem großen ZIB2-Vorsitzenden Armin Wolf, weiß man, dass die Flitterwochen bereits vorbei sind.

Reiterer mit einem versteinerten Lächeln und Wolf in gewohnter Gehässigkeit gegenüber allem Nicht-Linken, versuchten gemeinsam die beiden frischvermählten Kanzler nach allen Regeln der Kunst aufs Glatteis zu führen. Allein die Wolf'sche Frage an Kurz, ob denn Herbert Kickl der ideale Innenminister sei, um den Kampf gegen den Rechtsextremismus bzw. die rechtsextreme Bedrohung zu führen, war an Perfidie nicht zu überbieten.

Als ob eine marschierende SA den Staat bedrohen würde. Als ob Nazis gerade erst wieder Israel-Fahnen verbrannt hätten. Als ob es Rechte gewesen wären, die am Tage der Angelobung für Wirbel in Wien gesorgt hätten. Oder sind doch gerade wieder Linke gegen eine demokratisch gewählte Regierung aufmarschiert? Gibt es gar ein Problem mit fanatischen Allah-Anbetern? Haben militante Linke wirklich schon einmal Verwüstungen angerichtet? Könnte Kickl vielleicht der richtige Innenminister sein, genau dem allen zu begegnen?

Doch dem hämisch grinsenden Wolf verging ohnehin schnell das Lachen und Reiterers Miene gefror noch mehr. Denn die beiden neuen starken Männer überraschten mit ihren Antworten. Wollte Wolf Strache aufklatschen, sprang Kurz mit einer Antwort in die Bresche. Wollte Reiterer Kurz in Verlegenheit bringen, half Strache aus. Man präsentierte sich als Einheit – anders als Regierungen zuvor – und kaufte den ORF-Inquisitoren so die Schneid ab.

Die gut vorbereiteten, auf Spaltung ausgelegten Angriffe liefen so großteils ins Leere. Blöd gelaufen und Evil Armin wusste nicht recht weiter. Der Plan, die neue Regierungsspitze gleich mal kräftig vorzuführen, ist jedenfalls gründlich misslungen. Wobei: Wie der Plan wohl ausgesehen hätte, wenn wieder die Pizza-Prinzessin beim Amtsantritts-Interview gesessen wäre? Wäre Wolf auch so angriffslustig gewesen? Reiterer auch so eisig? Oder hätten die beiden doch bloß wieder um den Platz zwischen des Kanzlers Pobacken gestritten, wie schon Generationen von ORFlern vor ihnen?