ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Niklas G. Salm (ORF2 Do, 22.02.2018, 17:00)
ZIB

In der ZiB um 17 Uhr konnte man wieder bestaunen, wie unabhängige, hochprofessionelle und unparteiische Berichterstattung auszusehen hat - danke ORF! Es gab einen Wirtschaftsbericht zum neuen Rekord an Betriebsansiedlungen in Österreich. Knapp 350 ausländische Unternehmen haben 2017 ihre Zelte bei uns aufgeschlagen. Mitgebracht haben die Firmen Investitionen im Gesamtwert von knapp 725 Millionen Euro, was sogar ein neuer Rekordwert ist. 

So weit, so gut. Aber so eine positive Meldung darf doch nicht in Zusammenhang mit der schrecklichen neuen Regierung gebracht werden, oder? Nein, keinesfalls! Darum wird zunächst berichtet, was Sache ist und dann erscheint plötzlich eine blonde Dame im Bild, die zufriedene Worte spricht. Leider erfährt man nicht, wer das eigentlich ist. Weder nennt der Sprecher ihren Namen, noch werden Name und Funktion eingeblendet. "Der Standort Österreich punkte durch seine Brückenfunktion Richtung Osteuropa, heißt es", ist dann noch aus dem Off zu hören. Und aus.

Vielleicht hat es sich ja um ein Publikumsrätsel gehandelt, und man hat nur auf die Auflösung vergessen? Es könnte aber auch bloß ein unglücklicher "technischer Fehler" gewesen sein, wie er dem ORF Tirol beim Nazi-Opa-Skandal passiert ist. Wir wollen das Rätsel an dieser Stelle auflösen: Die nicht genannte Dame war Österreichs neue Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.

Die gehört bekanntlich weder der SPÖ, noch den GrünInnen an und muss deshalb auch nicht zwangsläufig genannt werden. Immerhin war sie im Bild und sollte sich deshalb glücklich schätzen! Infrastrukturminister Hofer kam kürzlich ja weder in Bild noch Ton vor. Da hat es Frau Schramböck ja noch richtig gut erwischt.

Verwunderlich war eigentlich nur, dass man die Wirtschaftsministerin überhaupt eingeblendet hat und nicht den in sämtlichen Fragen wesentlich berufeneren Ex-Kanzler, der ja sonst auch regelmäßig anstatt der zuständigen Minister zu allen möglichen Dingen befragt wird. Keine Wortspende von Kern - das ist aber auch schon die einzig zulässige Kritik an diesem Beitrag!