ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Werner Reichel (ORF2 Do, 12.04.2018, 08:05)
Guten Morgen Österreich

ORF-Mitarbeiter gelten nicht gerade als unterbezahlt. Viele von ihnen beziehen zudem noch Zusatz- und Nebeneinkünfte. Sei es als Off-Air-Moderatoren, als Werbe-Testimonials oder als Aufputz für Unternehmensveranstaltungen.

Ein weiteres Zubrot sind Bücher. So ziemlich jeder ORF-Promi und Halbpromi hat bereits eines oder mehrere veröffentlicht. Aus gutem Grund. Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im Verlagsgeschäft gehören der Name und der Bekanntheitsgrad eines Autors. Der Inhalt ist eher nebensächlich. Deshalb nutzen viele ORF-Mitarbeiter die durch ihre Bildschirmpräsenz erlangte Prominenz, um Bücher zu verkaufen. Das ist nichts Unanständiges. Problematischer hingegen ist, dass der ORF die Werke seiner Mitarbeiter gerne und oft vorstellt und sie so bewirbt. So geschehen etwa heute wieder in „Guten Morgen Österreich“.

Da durfte ORF-Moderatorin Susanne Schnabl ihr Buch „Wir müssen reden“ präsentieren. Nun gibt es zum Thema Kommunikation unzählige Bücher, viele davon sind sogar von echten Experten geschrieben worden. Dass der ORF ausgerechnet dieses Buch vorstellt, hat einen seltsamen Hautgout. Schließlich ist es für die Autoren und die Verlage unbezahlbar, wenn ein Buch in einem breitenwirksamen Medium vorgestellt und positiv rezensiert wird.  Dass das Buch eines ORF-Mitarbeiters im ORF schlecht wegkommt, ist hingegen äußerst unwahrscheinlich. Diesen Bonus haben anderer Verlage und Autoren nicht.  So profitieren die schreibenden ORF-Mitarbeiter gleich mehrfach von ihrem Arbeitgeber. Eine Hand wäscht die andere.

Dass ausgerechnet eine ORF-Moderatorin in einem Buch eine neue Kultur des Streitens und mehr Sachlichkeit statt Drama fordert, ist zwar skurril, sei hier aber nur nebenbei erwähnt.