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Everyday Rebellion

ORF2, Mo, 02.02.2015, 00:25 | Elisabeth Hennefeld

„Am 17. September 2011 kamen Leute aus allen Teilen der USA und der Welt zusammen, um gegen das eklatante Unrecht zu protestieren, dass von den wirtschaftlichen und politischen Eliten immer weiter fortgeführt wird. Wir kommen zu euch in einer Zeit, in der Banken, Unternehmen und Regierungen zu einer Plutokratie geworden sind, die den Profit über den Menschen stellt, eigenen Interessen der Gerechtigkeit und Unterdrückung der Gleichberechtigung vorzieht.“

Dies flüstert die ORF-Dokumentation „Everyday Rebellion“ uns Sonntagabend zum Einschlafen ins Ohr. Eine einstündige Werbeeinschaltung für Demonstrationen aller Art, Protest ist schließlich „in“; vorausgesetzt natürlich, dass er aus der richtigen politischen Ecke kommt. Die oben genannte „Occupy Wallstreet“ gehört zu den ganz besonders tugendhaften, denn es ist von „Plutokratie“, „Profit“ und „Unterdrückung“ die Rede, und das klingt auf jeden Fall schon mal gut.

Occupy Wallstreet wird als das leuchtende Beispiel für spontanen, gewaltlosen Protest schlechthin dargestellt, der seine Unterstützer aus den sozialen Netzwerken rekrutiert. Das trifft in diesem Fall alles nur bedingt zu: An Occupy Wallstreet nahmen ursprünglich 1.000 Leute teil, was nicht sehr viel scheint, wenn man die belebten Straßen von New York bedenkt. Einige Tage später waren es etwa 10.000 Demonstranten, weil zahlreiche Gewerkschaften mitgemacht haben. Facebook dürfte also doch nicht die entscheidende Rolle gespielt haben. Und weil’s auch so gewaltlos zuging, gab’s auch nur 700 Verhaftungen.

Eine andere Protestbewegung, die das Schema gewaltlos und „grass-roots“ weit besser erfüllen würde, war die „Tea Party“ 2009 in Washington DC: 80.000 Leute, keine Zusammenstöße mit der Polizei, keine der klassischen Parteien oder Interessensvertretungen hat das organisiert. Aber das findet in dieser Dokumentation natürlich keinen Eingang, denn es wurde nicht gegen Unterdrückung und Ungleichheit demonstriert sondern gegen zu hohe Steuern und Haushaltsdefizite. Und das kann so gewaltlos von statten gehen wie es will, es ist die falsche Meinung, die da auf der Straße steht und darum berichten wir darüber nicht.

Viel lieber werden da fünf Damen aus der Ukraine gezeigt, wie sie, so wie Gott sie schuf, laut kreischend gegen die Sexindustrie, Diktaturen und die Kirche protesteiert haben. Eine echte Sternstunde für die Würde der Frau.