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Menschen & Mächte

ORF2, Do, 26.02.2015, 02:08 | Elisabeth Hennefeld

Das Spätabendprogramm auf ORF2 zeigte Mittwoch abend zwei recht konträre Reportagen: „Menschen & Mächte“ zeigte working poor, also Leute, die mit Vollzeitbeschäftigung nur ein sehr geringes Gehalt beziehen. Gleich im Anschluss folgte das „Weltjournal“, das unter dem Motto „Alles für die Reichen“ über die exklusivsten Luxushotels unter der Sonne vorstellte. Nur Zufall, oder möchte der ORF einen Betrag zur allseits beliebten Verteilungsdebatte leisten?

Denn gerne wird im unabhängigen Staatsfunk die fixe Meinung bedient, dass ein Reicher nur reich sein kann auf Kosten des Armen; woran selbstverständlich ungezügelte freie Märkte schuld sind. Das ist zwar volkswirtschaftlich völliger Unsinn, aber für ein kleines Neidgefühl reicht es alle mal. Außerdem betrifft diese neue Armut, die in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, immer mehr Akademiker, wenn auch mit Abschlüssen, die nicht unbedingt eine wahnsinnige Wertschöpfung versprechen. So wird denn auch die Anklage an den Sozialstaat Österreich besonders eloquent geführt. Interessanterweise sind viele der gezeigten unterbezahlten Akademiker in Bereichen tätig, die gar nicht den unbarmherzigen Kräften des freien Marktes ausgesetzt sind, wie Lehrbeauftragte an der Universität oder Kindergärtnerinnen.

Wie berührend das Schicksal einer alleinerziehenden Mutter von vier Kindern, die in ihrem Teilzeitjob nur wenige hundert Euro im Monat nach Hause bringt und etwa zwölf Minuten später zeigt die nächste Sendung eine Hotelsuite für einen fünfstelligen Betrag pro Nacht. Möchte man da nicht vielleicht einen Zusammenhang heraufbeschwören, den es bei logischer Betrachtung nicht gibt? Denn wiewohl wir in einer globalisierten Welt leben, hat die Entlohnung von Lehrbeauftragten an der Universität nichts mit den Urlaubsgewohnheiten von Hollywoodstars zu tun.