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ZIB 2

ORF2, Do, 27.08.2015, 01:11 | Kurt Ceipek

Mit seltsamen Vorwürfen konfrontierte der ORF in der ZiB 2 und auf ORF.at die Wiener Polizei. Die Pressestelle der Polizei entscheide nach ideologischen Überlegungen, für welche der in Wien angezeigten Straftaten eine Presseaussendung produziert wird und für welche nicht.

Es gibt bei der Wiener Polizei jährlich rund 200.000 Anzeigen. Dass man nicht über jede dieser Anzeigen berichten und eine Presseaussendung produzieren kann, liegt auf der Hand. Die rund 2.000 Presseaussendungen pro Jahr allein der Wiener Polizei reichen locker aus, um die Chronik-Seiten der Zeitungen und der Internet-Portale und die Nachrichtensendungen von TV und Hörfunk täglich mit furchteinflößenden Meldungen zu füllen.

Einer der ORF-Vorwürfe an die Ordnungshüter war, dass von der Polizei über fast jeden Raubüberfall auf Juweliere berichtet werde. „Da gibt es Berichte bei jedem Wind und Wetter“, ätzte die Autorin des ZiB2-Beitrages, Constanze Ertl. Es gebe auch zu viele Aussendungen über Handtaschenräuber. Zu wenig werde über Vergewaltigungen berichtet.

Das wurde mit Zahlen untermauert. Von 622 Anzeigen wegen Handtaschenraubs habe die Pressestelle über 130 berichtet, von 647 Anzeigen wegen Vergewaltigung sei dagegen nur in 15 Fällen eine polizeiliche Pressemeldung ausgesendet worden. Das verzerre das Bild der Kriminalität für die Öffentlichkeit.

Eine dumme Argumentation. Überfälle auf Juweliere sind für die Medien und deren Konsumenten spektakulär, da erwarten die Journalisten sehr rasch eine ordentliche Presseunterlage. Häufige Berichte über Handtaschenraub sind durchaus sinnvoll, weil sie die Bürger warnen und dadurch deren  Vorsicht steigern. Berichte über Vergewaltigungen stellen dagegen vor allem eine Belastung für die Opfer dar. Diese Opfer in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken wäre sicher der falsche Weg. Daraus einen Schutz für die Vergewaltiger konstruieren zu wollen ist völliger Unsinn.

Warum man über ein solches Thema überhaupt einen ausführlichen ORF-Beitrag produziert ist schwer nachvollziehbar. Vielleicht muss man im Sommerloch krampfhaft die Sendezeit füllen. Aber wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Dieses alte und kluge Sprichwort passt hier besonders gut.

Dass ausgerechnet der ORF den Vorwurf einer gefilterten Berichterstattung über Kriminalfälle erhebt, ist mehr als seltsam. Kein Medium verschweigt so gerne und konsequent wie der ORF, dass Delikte wie Raubüberfälle auf Juweliere, Handtaschenraum oder Drogenhandel fast immer von Nicht-Österreichern verübt werden. Und wenn man im ORF über solche Verbrechen berichtet, dann wird in der Regel die Herkunft des Täters verschwiegen. Zugleich wird über Verbrechen unter Beteiligung von Österreichern weit überproportional berichtet.

Über welche Vorfälle die Öffentlichkeit informiert wird, entscheidet letztlich nicht die Pressestelle der Polizei, sondern die Redakteure der Medien. Vielleicht sollte die Autorin der Studie einmal untersuchen, über welche Straftaten der ORF berichtet und über welche nicht. Wird sie aber nicht tun, denn Studien-Autorin Evelyne Kanya ist ORF-Mitarbeiterin.