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Willkommen Österreich mit Stermann & Grissemann

ORF1Andere, Mi, 04.05.2016, 01:21 | Werner Reichel

Politisch korrekte Ideologie politisch korrekten Opportunisten politisch unkorrekt zu verkaufen, damit sie sich als kritische und rebellische Geister fühlen dürfen: Das ist seit Jahren das Erfolgsrezept der Sendung des in diesen Kreisen sehr beliebten Komikerduos Stermann und Grissemann. Einmal in der Woche gibt „Willkommen Österreich“ dem akademischen Prekariat, den Bobos, Ökos und anderen Gutmenschen politische Orientierung und die Bestätigung, auf der richtigen Seite zu stehen, zu den Guten zu gehören. Das ist gerade in Zeiten des Umbruchs für dieses Milieu von großer Wichtigkeit.  Dankbar lacht das Publikum stets an den richtigen Stellen und apportiert brav jedes Stöckchen, das ihnen die beiden Stars werfen. Ach, was sind wir nicht unkonventionell, mutig, rebellisch und kritisch.

Dass kurz vor der richtungsweisenden Bundespräsidentenwahl ausführlich die Werbetrommel für Alexander Van der Bellen gerührt wird, ist selbstverständlich. Zu diesem Zweck holt man sich Hanno Settele ins Studio. Der betont, dass Norbert Hofer das freundliche Gesicht der FPÖ nur gibt. Man solle sich das freiheitliche Parteiprogramm, das Hofer geschrieben hat, durchlesen, dann wisse man, wer er wirklich ist, so Settele mit Verschwörermiene. Zu Van der Bellen fällt ihm hingegen nur ein lustige Anekdote ein. Geschenkt.

Dann wird es gruselig. Der österreichische „Gangsta“-Rapper Nazar ist ein weiterer Gast. Er erzählt im netten Plauderton und mit einem Grinsen, was sich in Favoriten in letzter Zeit so verändert hat. Früher wären einige Jungs in die Türkei auf Urlaub geflogen, jetzt würden sie nach Syrien fliegen. Die beiden Berufslustigen wissen, worauf der nette junge Mann anspielt, und leiten ohne darauf einzugehen elegant zum nächsten Thema über. Auch Hanno Settele fällt nichts ein. Gegen Hofer und die FPÖ machen Stermann und Grissemann auf dicke Hose, warnen vor den furchtbar gefährlichen Rechtspopulisten. Werden die Themen Islamismus und IS auch nur gestreift, sind sie plötzlich kleinlaut. Nicht ihre Kragenweite.

Auch das Publikum ist dankbar, dass ihre beiden Heros dieses irgendwie unangenehme Thema ignoriert haben. Alles ist wieder gut. Die FPÖ ist böse, Refugees are welcome und im Studio vor und hinter der Kamera nur gute, tolerante und mutige Menschen. Solange es eben geht. Diese Sendung war ein desillusionierendes, politisches und gesellschaftliches Sittenbild.