ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Kontext - Sachbücher und Themen

oe1Andere, Sa, 01.10.2016, 18:22 | Werner Reichel

Nach der beeindruckenden und vermutlich historischen Rede von Michel Houellebecq anlässlich der Verleihung des Frank-Schirrmacher-Preises 2016 in Berlin schreibt das deutsche Magazin Cicero: „Der Geist steht nicht mehr links“.

Wie um diese These zu untermauern, präsentiert kurz darauf der Kultursender Ö1 in seiner Sendung „Kontext“ zwei Bücher linker österreichischer Geistesgrößen. Das erste stammt von Armin Thurnher. Laut Ö1 zählt er „zu den angesehensten Publizisten hierzulande“. Thurnher ist der Herausgeber der auflagenschwachen linken Wochenzeitung Falter. Houellebecq in seiner Berliner Rede: „Alle linken Medien, d. h. fast alle französischen Medien, befinden sich in einer schwierigen Lage. Es fehlen ihnen Leser. Allgemeiner gesprochen, ist die Linke in Frankreich allem Anschein nach am Sterben, (…). Aus diesem Grund vor allem ist die Linke immer aggressiver und bösartiger geworden. Es handelt sich um den klassischen Fall des in die Enge getriebenen Tiers, das Todesangst verspürt und gefährlich wird.“ Etwas weniger scharf formuliert es Alexander Kissler in Cicero. Er diagnostiziert bei der Linken die Sorge um den Machtverlust.

Armin Thurnhers neues Buch heißt übrigens: „Ach, Österreich". Darin beschäftigt er sich mit der Frage, „warum die völkisch-deutschnationale Rechte in einem der wohlhabendsten Länder Europas auf stolze 35 Prozent der Wählerstimmen kommt?“

Weil die Linke keine Antworten mehr auf die von ihr selbst verursachten Probleme hat, widmet sie sich manisch mit der nie endenden „Aufarbeitung“ der nationalsozialistischen Vergangenheit und dem Kampf gegen alles, was nicht dezidiert links ist. Zu mehr reicht es nicht mehr. Die Linke ist geistig völlig ermattet, intellektuell ausgezehrt, perspektivenlos. Es geht nur noch um den Machterhalt und die Sicherung der vom Staat abhängigen Existenz. Der Multikulturalismus war vermutlich das letzte Aufflackern dieser zig-fach gescheiterten Ideologe.

Zurück zu „Ach, Österreich“. Thurnher fürchtet sich wie jeder anständige Linke vor den neuen Faschisten, sprich vor einem Machtwechsel. Gemeint sind mit den Faschisten aber nicht Vertreter des politischen Islam, die gerade zu Tausenden ins Land strömen und in Europa Terror, Tod und Angst verbreiten, sondern die offenbar viel gefährlicheren Freiheitlichen. Man sucht sich die Gegner eben nach seiner Kragenweite.

Schuld am Aufstieg der „Neuen Rechten“ sind laut Thurnher unter anderem die Boulevardmedien und „das größte Rätsel Österreichs“, die ÖVP, da die Volkspartei nur noch bei rund 20 Prozent herumkrebst und damit der FPÖ zu viel politischen Spielraum lässt. Wobei Thurnher übersehen hat, dass das eben kein rein österreichisches Phänomen ist. Auch die CDU zerbröselt gerade angesichts des linken Merkel-Kurses. Dass die ehemals bürgerlichen Parteien wie CDU und ÖVP Stimmen verlieren, weil sie in den vergangenen Jahren ideologisch weit nach links abgedriftet sind, kommt einem Linken nicht in den Sinn. Schon gar nicht linken Medienmachern wie Thurnher, die die einst bürgerlichen Parteien mit ihrem roten Meinungsjournalismus genau in diese Richtung gedrängt haben.

Gründe für den Abstieg ÖVP sind laut Thurnher (und tausender anderer linker Hobbypolitologen) die Bünde und die schwarzen Landesfürsten. Wow, welch sensationelle Erkenntnisse. Wirklich jeder, der sich auch nur am Rande mit österreichischer Innenpolitik beschäftigt, hört diese Erklärungen gefühlte 15x pro Woche. Selbst dem ORF-Haus- und Hofexperten Peter Filzmaier dürfte dieses Argument schon etwas zu abgestanden sein. Daneben gibt Thurnher auch all die anderen allseits bekannten linken Plattheiten von sich und hofft auf die Erlösung Österreichs durch den neuen starken Mann der SPÖ, Christian Kern. Das „Warn- und Nachdenkbuch“ von Thurnher beantwortet die Frage, „Ist die Linke nur noch ein Milieu und keine Denkweise mehr?“, die Kissler in Cicero stellt, ganz eindeutig.

Das zweite Buch, das bei Kontext vorgestellt wird, stammt vom Wiener Markt- und Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier. In „Anpassen, Mitmachen, Abkassieren – Wie dekadente Eliten unsere Gesellschaft ruinieren“ erkennt der gute Mann zwar den Niedergang der europäischen Gesellschaften, seine Diagnose hat aber einen sehr langen Bart: Der böse „Neoliberalismus“ ist schuld.

Tatata! Diesen überaus originellen Ansatz kennen wir seit Jahrzehnten und jeder Linke, vom versifften Mariahilferstraßen-Punk bis zum braven roten Bezirksfunktionär, kann ihn im Schlaf aufsagen. Übrigens, „Businessmenschen“ sind laut Heinzlmaier „hirnlosen Deppen“ die „ein hohles Leben und unglückliche Beziehungen“ führen. Der traut sich was, der Heinzlmaier. Was für ein Held, dieser hängegebliebene 68er. Und die größte Gefahr für Europa ist – Überraschung – der Rechtspopulismus. Keine Frage, der Geist steht schon lange nicht mehr links. Linke definieren sich nur noch über ihren faschistischen Antifaschismus.

Das Problem, das linke Fußvolk hängt noch immer, wenn auch zunehmend verunsichert, an den Lippen ihrer geistig völlig ausgebrannten Führer, die stupide ihre immer gleichen und längst von der Realität widerlegten marxistischen Binsenweisheiten von sich geben. Auch wenn die Zahl derer, die die Obergenossen in Politik, Medien, Wissenschaft und Kultur noch ernst nehmen, immer schneller sinkt, so haben die vom Sozialstaat gefütterten Meinungsmacher wie Ö1 oder Falter noch immer zu viele unkritische Anhänger.