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ORF2Andere, Mo, 14.11.2016, 19:12 | Werner Reichel

Die Mainstreampresse hat endlich einen Schuldigen für ihr mittlerweile existenzbedrohendes Glaubwürdigkeitsproblem gefunden. Nicht die einseitige Berichterstattung, nicht der politisch korrekte Meinungsjournalismus, nicht die Unterschlagung von unangenehmen Fakten und Wahrheiten sind schuld am schnellen Niedergang der Mainstreampresse und des politischen Establishments, nein, es sind die sozialen Medien. Denn dort könne Meinungen, Nachrichten und Informationen ohne journalistische Gatekeeper, ohne politisch korrekte Filter verbreitet und ausgetauscht werden. Dieser von den bisherigen Meinungsführern nur schwer kontrollierbare Informationsfluss hat auch die Kampagne praktisch aller US-Medien für Hillary Clinton unterspült und neutralisiert.

Facebook und Co. sind auch die Hauptschuldigen, wenn amtsbekannte Jugendliche ein junges autochthones Mädchen mitten in Wien verprügeln und das Video dieser widerlichen Tat ins Netz stellen. Zwei Mädchen und ein Tschetschene haben der jungen Frau mit brutalen Schlägen den Kiefer gebrochen. Einfach so, aus Spaß. Der ORF berichtet darüber und der Moderator meint: „Eine Inszenierung für die es - leider möchte man sagen – auch Plattformen gibt.“

Nein, nicht die hasserfüllten, verrohten Jugendlichen sind schuld an der Attacke, sondern Facebook! Darauf muss man erst einmal kommen. Ein ins Studio geladener Soziologe behauptet, dass dieses Video eine „gezielte Inszenierung“ sei. Ein nachvollziehbares Argument für seine Behauptung kann der „Jugendforscher“ allerdings nicht liefern.

Solche Übergriffe gehören mittlerweile zum traurigen und angstvollen Alltag österreichischer Jugendlicher. Dass die Täter solche Übergriffe gerne zum Protzen mit dem Smartphone filmen und verbreiten, ist auch nichts Neues. In Normalfall, also wenn das Video nicht massenhaft, sondern nur im einschlägigen Milieu verbreitet wird, ignorieren der ORF und die anderen Mainstreammedien solche Zwischenfälle. Was der Soziologe durch die Blume den ORF-Zusehern eigentlich mitteilen wollte: Das war eh nur ein inszenierter „Einzelfall“ von talentierten Nachwuchsregisseuren. Ihr braucht euch keine Sorge um eure Enkerl – zu dieser Sendezeit sitzen meist nur Pensionisten vorm Fernseher – zu machen.

Ach ja, das Wichtigste sei jetzt, doziert der Soziologe, dass das Mädchen psychologische Betreuung bekomme. Nein, das Wichtigste ist nicht, dass die Täter möglichst lange aus dem Verkehr gezogen werden. Logisch, schuld ist nach Ansicht von ORF und dem "Experten" ja ohnehin Facebook. Würde es dieses böse Medium nicht geben, hätte auch keiner etwas von dem unschönen Gewaltexzess mitbekommen, weil die Mainstreammedien solche Taten aus volkspädagogischen Gründen gerne dem Volk vorenthalten. Facebook ist deshalb ihr Feindbild , weil es ihr Informationsmonopol, ihre Deutungshoheit, ihre Machtposition gefährdet und den Gleichklang der veröffentlichten Meinung stört. Facebook ist für den politmedialen Machtkomplex das, was seinerzeit ARD und ZDF für das DDR-Regime waren.