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Der künstlich aufgeblasene Skandal

Andere, So, 27.08.2017, 16:38 | Kurt Ceipek

Dass manche Ausbildner beim Bundesheer ziemlich großsprecherische und blöde Sprüche auf Lager haben, weiß jeder Österreicher, der einmal als Rekrut eine Grundausbildung absolviert hat. Rauer Umgangston ist offensichtlich Bestandteil solcher Ausbildungen, was nur die besonders zart besaiteten unter den Betroffenen dauerhaft aufregt.

Voll Begeisterung stürzte sich Radio Wien auf einen solchen Fall und brachte Anschuldigungen eines anonymen ehemaligen Wiener Rekruten gegen einen Offizier-Stellvertreter, der vor Grundwehrdienern „rassistische Äußerungen“ von sich gegeben haben soll.

Das muss nicht stimmen, soll aber hier nicht bezweifelt werden. Es ist unbestritten, dass solche seltsamen Typen vorkommen, seit es das Österreichische Bundesheer gibt. Solche Parolen-Plärrer gibt es nicht allzu viele, aber sie bleiben in Erinnerung. Die vergleichsweise wenigen Großmäuler, die in Ausbildungskasernen herumbrüllen, werden sogar von anfangs verschreckten Grundwehrdienern belächelt oder ignoriert, aber kaum jemals ernstgenommen.

Radio Wien konstruierte aus einem solchen Fall den ganz großen Skandal.

Ein wirklicher Skandal ist dabei, dass diese Meldung – die von normalen Journalisten wegen Belanglosigkeit ignoriert würde wie die Meldung „Hund beißt Mann“ – in Bezug zum Tod eine Rekruten in Horn während eines Marsches vor wenigen Wochen gebracht wurde. Dabei sollte sogar Radio-Wien-Reportern mittlerweile bekannt sein, dass dieser Soldat unglückliches Opfer einer Infektion geworden war.

Den Auftakt zur Berichterstattung über die „rassistischen Äußerungen” und „Nazi-Parolen“ bildete eine aufgeregte Spitzenmeldung in Wien heute. Dann wurde der „Fall“ mehrmals an vorderster Stelle in den stündlichen Hörfunk-Nachrichten hin-ausposaunt und ganz groß und prominent in ORF.at platziert.

Von den Offizieren sei keine Gegenwehr gekommen, beschwerte sich der Rekrut. Warum? Die Antwort gab er selbst: Meist seien bei solchen Äußerungen des Unteroffiziers keine Vorgesetzten dabei gewesen. Da war schon erstaunlicher, dass sich auch von den zahlreichen Untergebenen keiner beschwert hat, denn das ist nicht nur bei den Vorgesetzten des Übeltäters möglich, sondern auch anonym im Parlament und dadurch gefahrlos für die Beschwerdeführer.

Für unbefangene ORF-Konsumenten drängt sich angesichts eines derartigen medialen Trommelfeuers die Frage auf, warum da ein lächerliches Mäuschen zu einem riesigen Elefanten aufgeblasen wird, während wirklich aufregende Meldungen aus der Asylanten-Szene nur gebracht werden, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt, um kurz darauf wieder aus der Berichterstattung zu verschwinden.

Man wird den Verdacht nicht los, dass es den Verantwortlichen in solchen Fällen darum geht, von den wirklich unangenehmen Ereignissen abzulenken und den Eindruck zu erwecken, Österreich wäre DAS Land der Nazis.

Die Links zu Wien heute und ORF.at:

http://wien.orf.at/news/stories/2862597/

http://www.orf.at/#/stories/2404711/

http://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/13943313/Bundesheer-Rassistische-Aeusserungen/14118911