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Mordkommission Istanbul - Ein Dorf unter Verdacht

ORF2Andere, So, 08.10.2017, 16:09 | Werner Grotte

Als die türkische ZDF-Krimiserie „Mordkommission Istanbul“ vor fast zehn Jahren startete, nahm man den Drehbuchautoren den feschen, sehr westlich anmutenden Kommissar Özakin (Erol Sander) samt seiner attraktiven Lebensgefährtin, deren modischer Kleidung und deren völlig unislamisches Auftreten noch ab. Tatsächlich sah man damals in Istanbul auch in der Realität noch weit weniger Kopftücher oder Burkas als etwa in Wien, Köln oder Berlin.

Doch spätestens mit Präsident Recep T. Erdogan und seinen moslemischen AKP-Parteigenossen ist in der Türkei der Islam wieder Staatsreligion. Der Säkularismus von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk ist vorbei. Wer sich gegen Erdogan stellt, wird unter oft dubiosen Begründungen einfach verhaftet und eingesperrt. Das ist Faktum, auch wenn die EU weiterhin Milliarden Euro an „Vorbeitrittshilfe“ an die Türkei bezahlt, obwohl diese sich immer weiter von allen westlichen Standards entfernt.

Umso skurriler mutete die am Samstag auf ORF2 im Hauptabendprogramm ausgestrahlte neue Folge von „Mordkommission Istanbul“ an, die in ihrer politischen Korrektheit und Einfalt schon sehr an manche „SOKO Donau“- oder „Tatort“-Folgen erinnerte.

Dass der nach wie vor fesche und immer gut angezogene Kommissar Özakin plötzlich getrennt von seinem Weib auftrat, mag ja für westliche Begriffe noch halbwegs normal anmuten. Bei uns trennen sich Paare halt, wenn es nicht mehr funktioniert. Ob das auch in Istanbul im Staatsdienst so einfach akzeptiert wird, sei dahingestellt.

Dass im Film Kopftücher oder schlimmere Verhüllungen selbst im hinterwäldlerischsten Türken-Dorf kaum oder nur irgendwo im Hintergrund zu sehen waren und die feschen, jungen Damen sogar Figur zeigen durften, nährte schon ernsthafte Zweifel an der Realitätsnähe der Folge.

Den Vogel schoss aber dann die Tatsache ab, dass es beim zu klärenden Mord um eine Beziehungstat rund um eine lesbische Frauenbeziehung ging und gar der Vater der „Braut“ den unwürdigen Bräutigam umbrachte, um seiner Tochter eine Beziehung zu ihrer homosexuellen Freundin zu ermöglichen. Die türkische Polizei half mitfühlend mit, dem Paar die immerwährende, reine Homo-Liebe zu erfüllen ...

Amen.

Es kann schon sein, dass sich gutmenschliche, linke Sozialutopisten in Deutschland die Türkei unter Erdogan so vorstellen möchten. Oder sollen. In der Praxis dürfte es um die Rechte Homosexueller bei der Istanbuler Polizei und vor allem in der von Erdogan geprägten, moslemischen Türkei nicht weit her sein. Und auch die westlich gekleideten, unbemannten und vielleicht sogar mit Dekolletee auftretenden Frauen sieht man in Istanbul (und schon gar nicht außerhalb) immer weniger.

Dafür passieren selbst in Wien/Köln/Berlin mittlerweile „Ehrenmorde“, weil sich junge Mädchen weigern, sich von moslemischen Eltern und Brüdern in Pakistan oder sonstwo zwangsverheiraten zu lassen. Und letztere ihre Schwestern oder Töchter lieber umbringen, als sie in Freiheit zu entlassen.

Merken die deutsch-österreichischen TV-Gestalter eigentlich, wie sehr ihre links-gutmenschliche Scheinwelt immer weiter von der Realität wegdriftet? Oder werden sie erst aufwachen, wenn Kopftuch und Niqab auch bei uns Pflicht werden?