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Ö1 Mittagsjournal

oe1Andere, Sa, 11.11.2017, 14:35 | Kurt Ceipek

Drei Beiträge im Mittagsjournal hatten auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, behandelten aber doch in den Auswirkungen verwandte Themen. Den Anfang machte wieder einmal ein Beitrag über den erklärten Lieblingsfeind des ORF, Viktor Orbán, der einen Fragebogen zur Meinung der Ungarn zum geheimnisumwitterten ungarisch-stämmigen Milliardär George Soros erstellen hat lassen.

Der Fragebogen befasst sich mit dem angeblichen Plan von Soros und seinem mächtigen Netzwerk, dass Europa durch die Zuwanderung von Millionen Menschen vor allem aus Afrika ethnisch und religiös verändert werden solle. Die Entstehung von Parallelgesellschaften soll dabei bewusst gefördert werden. Diese Behauptungen nennt der ORF-Ungarn-Korrespondent Ernst Gelegs kurzerhand „absurd“.

Eine der Fragen lautet: „Soros will die EU überreden, jährlich mindestens eine Million Einwanderer aus Afrika auf dem Gebiet der EU und damit auch in Ungarn anzusiedeln. Wollen Sie das?“ Eine weitere Frage: „Laut Soros-Plan werden die EU-Länder verpflichtet, jeden Einwanderer mit 30.000 Euro zu unterstützen. Wollen Sie das?“ Tatsächlich sind diese Fragen plump formuliert, stoßen aber  bei den Magyaren auf reges Echo.

Nun weiß man, dass Orbán seinen Landsmann Soros gut kennt und seit Jahren penibel beobachtet und man weiß auch, dass Soros ein Mensch ist, der die Welt radikal verbessern oder zumindest verändern will. Dennoch kann es sein, dass diese Pläne reine Fiktion sind.

Einer der nächsten Beiträge ist ein Gespräch mit dem Caritas-Präsidenten Michael Landau. „Unsere Politiker warnen vor einer angeblichen Einwanderung in unser Sozialsystem“, erklärt der Chef des größten Sozialkonzerns in Österreich. Über den Begriff „angebliche Einwanderung“ könnte man rege diskutieren, aber er ist dem Interviewer keine Zwischenfrage wert. Landau schlägt vor: Das Geld für eine unbegrenzte Einwanderung könne leicht von jenen internationalen Konzernen eingetrieben werden, die viele Millionen in Offshore-Briefkastenfirmen steuerschonend lagern.

Nun ist der Wunsch vieler EU-Finanzminister und auch vieler Bürger durchaus nachvollziehbar, auch Firmen wie Apple oder Nike verstärkt zur Steuerkasse zu bitten. Dieses Geld aber dafür vorzusehen, noch mehr Einwanderer ins Land zu holen, wie das Landau verlangt, dürften nur ganz wenige Österreicher teilen. Aber irgendwie könnte auch so etwas in einen Soros-Plan oder eine ähnliche Verschwörung passen.

Zu den Warnungen von Orbáns Regierung, dass die Bildung von Parallelgesellschaften ganz gezielt gefördert werden solle, passt der nächste Mittagsjournalbeitrag. Da wird wieder einmal über die Kindergarten-Studie von Uni-Wien-Professor Ednan Aslan berichtet, die im ORF unweigerlich die Beifügung „umstrittene“ bekommt, obwohl die Inhalte der Studie mittlerweile völlig rehabilitiert sind. In dieser Studie geht es bekanntlich um die vielzitierte und gefürchtete Bildung von Parallelgesellschaften, die schon in islamischen Kindergärten beginnt. Davon war in dem Beitrag allerdings kein Wort zu hören.

Das hätte aber auch keiner der Journal-Hörer erwartet.