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Pressestunde

ORF2Andere, Mo, 09.04.2018, 06:03

Drei kleine Beispiele aus der aktuellen Pressestunde herausgepickt, wie der ORF ungenau, einseitig und zum Teil auf Boulevardniveau agiert:

Wenn es auch nicht die offizielle Verteidigungsstrategie des ORF dafür sein mag, dass er völlig überzogen und an den Haaren herbeigezogen in seinen Belangsendungen (pardon, seinen "Informationssendungen" wie ZiB 1+2) Bilder von mit Masken vermummten Spezialeinheiten der Polizei den Österreichern ins Haus lieferte, die angeblich die Hausdurchsuchung beim BVT durchgeführt hätten, so begründete der ORF-Pressestunde-Redakteur Wagner diese martialischen Bilder grob damit, dass dem ORF dazu wenig Informationen vorgelegen hätten und der ORF daher auf die Aussagen der verteidigenden Anwälte angewiesen war und vielleicht die Anwälte bei ihren Aussagen etwas übertrieben hätten. (O-Ton: "Nur die Anwälte der Betroffenen haben Auskunft gegeben und haben möglicherweise das überspitzt dargestellt.")

Na hallo. So genau recherchiert also der ORF, dass er Aussagen von Verteidigern als Quelle dafür als ausreichend heranzieht, um irgendwelche Fantasie-Fake-Bilder zu einem Polizeieinsatz dazuzuerfinden? Nur weil u.a. die Staatsanwaltschaft sagte, dass es Verschlusssache sei, glaubt der ORF also den (übertriebenen und fast immer einseitigen) Ausführungen von Anwälten und setzt darauf sein Bildmaterial zum Beitrag auf? Na bravo! Mit journalistischer Sorgfalt hat das nicht mehr viel zu tun und bis heute ist mir eine offizielle Entschuldigung des ORF für dieses offensichtliche Fehlverhalten bei den ORF-Fake-Bildern zum BVT-Einsatz nicht bekannt.

Ist es im Gegensatz dazu vorstellbar, dass der ORF irgendwann jemals einen seiner Berichte zum langjährigen Verfahren gegen Herrn Grasser überwiegend auf den Aussagen seines Strafverteidigers aufbauen würde? Wohl eher nicht. Beim ORF wird eben mit zweierlei Maß gemessen und gefragt.

Weiters zeigt uns die ORF-Pressestunde noch eine schöne ORF-Fragetechnik: "Ich werde ...Sie das so fragen, ob Sie das nicht auch so sehen" leitet der ORF-Journalist eine Frage zum BVT an Strache ein.

Das ist eine sehr demaskierende Fragestellung und sollte in einem von Gebühren getragenen Medium nicht vorkommen. Wir dürfen annehmen, dass diese Fragestellung zum Repertoire gehört, um einem Interview-Gegner die ORF-Meinung kaugerecht in den Mund zu legen. Strache als Profi hat nicht in diesen sauren Apfel gebissen. Bei wievielen anderen (unerfahrenen) Interviewpartnern der letzten Jahre diese ORF-Fragetechnik zum Erfolg führte, ist nicht dokumentiert.

Angereichert wird die Propagandasendung "Pressestunde" noch mit folgender Frage des ORF-Journalisten im Boulevard-Vokabular:  "Verstehen Sie, ..., warum sie ... das Messer ansetzt?". Dabei fragt der ORF-Journalist nicht einen Innenminister nach den explodierenden Zahlen im Bereich Stichwaffen/Messer, was ja verständlich wäre. Nein, es ist eine Frage zum Thema Reform der AUVA und lautet: "Verstehen Sie, warum sie (gemeint ist Ministerin Hartinger-Klein) den Funktionären das Messer ansetzt?".

Die Berechtigung des ORF für die rund 600 Mllionen Euro an GIS-Gebühren schwindet mit solch unsauberen journalistischen Methoden auf zum Teil niedrigem Boulevardniveau im Bereich der "Information" Tag für Tag weiter.