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Andreas Unterberger (ORF2 Do, 10.11.2016, 22:00)
ZIB 2

Neue Fortsetzung der Selbsthilfegruppe für deprimierte Linke (Copyright Werner Reichel). Diesmal ein langes Gespräch mit einem Politologen über Populismus in Amerika und Europa. Das absolut Faszinierende: Weder der Interviewte - so ein eitel-gelackter Professorentyp, der mit Schal vor der Kamera sitzt,  - noch die (offenbar im anhaltenden Wahlschock) totenbleiche Moderatorin gehen auch nur mit einem Halbsatz darauf ein, dass auch die SPÖ eine extrem populistische Partei ist.

Siehe ihr Widerstand gegen Ceta; siehe ihre Ablehnung der eigentlich dringenden Erhöhung des Pensionsantrittsalter; siehe ihre Weigerung, Studiengebühren und allgemeine Studieneingangsprüfungen möglich zu machen.

Man könnte einen ganzen Sendetag mit SPÖ-Populismus füllen. Im ORF darf der jedoch nicht einmal angedeutet werden. Dort gibt es nur Rechtspopulisten.

Noch widerlicher war dann ein Propagandabeitrag für einen Film über Menschen, denen einst in kirchlichen Heimen arger sexueller und sonstiger Missbrauch angetan worden ist. Ganz arme Opfer, deren ganzes Leben zerstört war. Der Skandal ist nicht, dass man sich ihrem Los zuwendet. Der Skandal ist, dass weder der Film noch der werbende Beitrag in der ZiB darauf eingehen, dass in Heimen der Gemeinde Wien noch viel schlimmerer Missbrauch mit Kindern betrieben worden ist. Denn dort ist zu deren verbrecherischer Vergewaltigung auch noch ein übler Profit-Aspekt dazugekommen: Die Kinder wurden wie in einem Zwangsbordell gehalten und an "Interessenten" vermietet.

Ebensowenig wird ein weiterer Aspekt erwähnt, der bei jeder seriösen journalistischen Behandlung des Themas unabdingbar gewesen wäre: Dass die österreichische Kirche in einem langen und schmerzhaften Prozess durch honorige Persönlichkeiten jeden einzelnen gemeldeten Fall aufgearbeitet hat; dass sie Erkleckliches an Entschädigungen bezahlt hat; dass jene Täter, die noch am Leben waren, kirchenintern zur Rechenschaft gezogen worden sind; dass hingegen die Gemeinde Wien niemanden zur Rechenschaft gezogen und das Verbrechen vom Wilhelminenberg so rasch wie möglich wieder unter den Teppich gekehrt hat.

Kein Wort zu alldem. Aber seriöse Recherche hätte eigentlich noch einer weiteren Frage nachgehen müssen: Hängt diese totale Einäugigkeit des Films nicht vor allem damit zusammen, dass er sonst mit Sicherheit keine Filmförderung bekommen hätte? Die ja total in ideologischer Hand ist (und im Kino wird er nicht viel einspielen).

Freilich denkt man sich dann: Irgendwie geschieht der Schönborn-Landau-Kirche ja Recht: Sie können sich noch so sehr bemühen, zu Propagandisten von Rotgrün zu werden und jede ihrer Parolen nachzuplappern. Sie werden dennoch auf der Linken immer als verhasster Klassenfeind behandelt werden...