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Radiokolleg - Ökologische Gerechtigkeit

oe1, Fr, 15.08.2014, 13:02 | Elisabeth Hennefeld

 

 

Ö1 hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Ökologische Gerechtigkeit ist die neue Leitbegrifflichkeit, mit der man alles verteufeln kann, was die westliche Zivilisation in den letzten 200 Jahren hervorgebracht hat. Man kämpft schließlich für „eine gerechter Welt ohne Armut“; no na, wer mag schon Armut?

Einkommensschwache können sich kein Wochenendhäuschen im Grünen leisten und ein Spaziergang in frischer Luft trägt zu Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität bei. Soweit, so gut. Man könnte meinen, es läge in der Freiheit und Selbstbestimmung jedes einzelnen, egal ob er Topmanager mit 3 BMWs in der Tiefgarage oder Schichtarbeiter ohne Jahresabo der Wiener Linien ist, zwei Euro zu investieren und mit der Regionalbahn aus der Stadt ins Grüne zu fahren.

Ökologische Gerechtigkeit erweitert aber die gesundheitlich positiven Aspekte der freien Natur um die Dimension demokratischer Teilhabe. Man hat ein Recht auf Luft und Sonnenlicht, im Einfamilienhäuschen am Land bekommt man davon mehr ab als in einer dunklen Gemeindebauwohnung und diese Ungleichheit ist nicht nur wirtschaftlich und sozial ungerecht, sondern auch ökologisch!

Es folgt eine Werbeeinschaltung für das Rote Wien, das sich so vorbildlich um Grünanlagen in der Stadt bemüht hat und endlich auf die Bedürfnisse der Armen eingegangen ist. Scheinbar war davor, in der kaiserlichen, der schrecklichen Zeit alles trüb und grau, die Bäume waren nicht grün und die Vöglein haben nicht gezwitschert. Zitat, „Luft, Licht und Sonne“ waren nur den Reichen vorbehalten. Den Prater mit 6 km² Fläche, öffentlich zugänglich seit 1766, haben die Redakteure offenbar übersehen. Und das vor der Schleifung der Stadtmauer um den heutigen 1. Bezirk auch eine breiter Streifen vor der Festungsanlage auch unverbaut, grasgrün und jedermann zugänglich war, haben sie auch vergessen. Dazu braucht man kein Umwelthistoriker sein, das steht auf Wikipedia.

Aber auch andere Städte ohne Jahrzehnte lange sozialdemokratische Absolute haben öffentliche Parkanlagen. Ja liebe Ö1-Redakture, man glaubt es kaum, es gibt tatsächlich noch andere Städte in Österreich außer Wien.

Und in Berlin, das im Beitrag so ausführlich besprochen war, gibt es auch jede Menge unbebaute Flächen und gepflegt öffentliche Parks, im Tiergarten kann man Fußball spielen, so viel man will, ohne Eintritt, ohne Anmeldung und ohne „konsumieren zu müssen“. Doch, so der Beitrag, haben sich die tapferen Berliner noch eine weiter Gstätten erstritten, nämlich das ehemalige Flugfeld Tempelhof. Dort hätten 1700 neue Wohnungen entstehen sollen, die vielleicht die angespannte Wohnsituation entschärft hätten. Also, nicht nur die 1700 Wohnungen allein, sondern ganz grundsätzlich Wohnbauprojekte aller Art. Wenn das Angebot steigt, sinkt der Preis. Das lernt man schon in der Volksschule.

Aber ausgerechnet diejenigen, die von der Politik lautstark leistbaren Wohnraum fordern, verhindern per Bürgerinitiative, dass eben dieser gebaut wird. Und das nennt man dann Umweltschutz sozial gedacht.