ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Claus Reitan
 

Es war perfekt inszeniert: Die Präsentation seines Public-Value-Reports 2013/2014 im Radio-Kulturhaus geriet dem ORF zu einem Hochfest an Selbstgerechtigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Wer, wenn nicht er, könnte so etwas schaffen?

Klaus Unterberger und Konrad Mitschka sind die unbestritten sachkundigen und stets verbindlichen Manager und Moderatoren der Generaldirektion Public Value des ORF – und damit Herolde in dessen eigener Sache. Die wurde gut vertreten. Aus Brüssel, aus England und aus Deutschland waren Experten angereist, um bei einem Dialog-Forum am 23. April im Radio-Kulturhaus in Wien das Hohelied auf öffentlich-rechtliches Fernsehen und Radio zu singen. Diese stünden für Qualität und Vertrauen, seien jedoch umgeben von kommerzieller, lediglich auf Gewinn bedachter Konkurrenz, tönte es vom Podium. Ein anderes Lied, ein anderer Text oder eine andere Melodie waren nicht vorgesehen. Das Dialog-Forum zum Thema „Öffentlich-rechtliche Medien auf dem Prüfstand“ machte aus der kritischen Prüfung ein Vollbad in Selbstgerechtigkeit.

Andere Stimmen zuzulassen, hätte sowohl dem Thema als auch der Sachlage mehr entsprochen, stellen sich doch einige Fragen: Ist tatsächlich die Eigentumsstruktur – privat oder öffentlich – für die Qualität eines Mediums ausschlaggebend? Gilt das dann auch für das Fernsehen in dem von ORF-Kollegen so kritisch betrachteten Ungarn, in Russland gar? Braucht es für qualitative Information und Unterhaltung ein Unternehmen in ORF-Dimensionen mit 615 Millionen Euro aus Gebühren und weiteren 354 Millionen Euro Einnahmen aus kommerzieller Tätigkeit? Und weil im ORF so gerne so vieles mit der Demokratie begründet wird: Ist ein Medienunternehmen wie der ORF mit einem faktischen Marktmonopol auf die Herstellung und Verbreitung von Nachrichten aus, über und in Österreich auf vier Plattformen – Fernsehen, Radio, Teletext und online – nicht schon längst ein riesiger Apparat mit einer herausragenden Alleinstellung?

Zur Charakteristik qualitativer Medien gehört übrigens die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Die kann dann zwar etwas die perfekte Präsentation überschatten, lässt aber den großen Rest umso mehr in hellem Licht erscheinen. Vielleicht beim nächsten Mal.