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Werner Grotte
 

Dramatische Bilder von palästinensischen Raketen über Israels Nachthimmel lieferte die Mittwoch-ZIB 24 (die allerdings erst heute, Donnerstag, um 1 Uhr Früh begann). Wie ORF-Korrespondent Ben Segenreich mehrfach betonte, herrsche vor allem in den großen Städten Jerusalem und Tel Aviv große Angst unter der Bevölkerung. Schließlich erfuhr man, eher nebenbei, dass es bereits 50 (heute Mittag waren es bereits 78) Tote gegeben hat – allerdings nicht im vor Angst schlotternden Israel, sondern im Gaza-Streifen, den die hochgerüstete israelische Armee seit vier Tagen vorsorglich mit Luftangriffen auf Wohngebiete malträtiert. Einen Stimmungsbericht aus den bombardierten Palästinensergebieten konnte – oder wollte – der ORF nicht anbieten.

Ganz am Rande wurde berichtet, dass ein Raketenangriff der Palästinenser dem einzigen israelischen Atomreaktor gegolten habe, dieser aber unbeschädigt geblieben sei. Was Israel mit (mindestens) einem Atomreaktor tut, erfuhren wir vom ORF einmal mehr nicht. Während jeder nukleare Furz des Iran sofort mit wilden Spekulationen und Mutmaßungen über angeblich geplante Atombombenherstellung kommentiert wird, hat sich noch kein Segenreich öffentlich mit dem Thema Atom-Macht Israel auseinandergesetzt.

Dabei gilt es längst als offenes Geheimnis, dass Israel – natürlich mit Hilfe und Billigung der USA – in seinem ohnehin modernst ausgerüsteten und vielfach selbst entwickelten Waffenarsenal auch über Atomwaffen verfügt. Wenn man bedenkt, mit welch übersteigerter Konsequenz die Israelis auf Attacken einzelner palästinensischer Radikaler reagieren, kann man durchaus Angst bekommen. Da werden militärisch nahezu wirkungslose Angriffe durch veraltete Raketen, die teils bereits in der Luft abgeschossen werden, mit hochmodernen Kampfjets beantwortet, deren Luft-Boden-Raketen sehr wohl treffen, und sei es ein „verdächtiges“ Wohnhaus.

Stellt sich also die Frage, ab welcher scheinbaren oder echten Bedrohungsstufe Israel seine Atomraketen, die es offiziell gar nicht besitzt, auspackt. Dass man an einem Frieden mit den Palästinensern gar nicht wirklich interessiert ist, hat der jüngste, einseitige Abbruch der Friedensgespräche gezeigt. War es doch der Palästinenserführung nach vielen Jahren der „Doppelregierung“ endlich gelungen, die bisher als radikal geltende Hamas in eine gemeinsame Regierung einzubinden und damit automatisch zu konstruktiver Zusammenarbeit zu bewegen.. Anstatt diese Einigung als historische Chance zu sehen und endlich mit nur noch einem Ansprechpartner statt mit Splittergruppen zu verhandeln, drehten die Israelis den Spieß um und verweigerten die Gespräche mit „Radikalen“. Eigentlich logisch, denn bei einem echten, dauerhaften Frieden müsste man ja vielleicht sogar die hochgezüchtete Militärindustrie und die aufgeblähte Armee reduzieren – ein Bomben-Verlust.

Statt sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, verbreitet der ORF krude Verschwörungstheorien: So seien die Raketenangriffe ein Versuch der zunehmend geschwächten Hamas, wieder auf sich aufmerksam zu machen. Die Organisation leide unter akutem Geldmangel, weil selbst der langjährige Sponsor Iran ausgefallen sei. Durch eine kriegerische Auseinandersetzung mit Israel und die folgenden Waffenstillstandsverhandlungen erwarte man sich, wieder mehr Macht zu gewinnen. Eine Bestätigung dieser Mutmaßung lieferte die ZIB 24 leider nicht mit. Als Faktum bleiben also fast 80 tote und 500 verletzte Palästinenser in nur vier Tagen. Kein guter Nährboden für Machtgewinn – zumindest nicht durch die Hamas.