ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Kurt Ceipek
 

Die Ankündigung auf der ORF-Homepage klingt harmlos. „Um die Attraktivität und Aktualität von Ö3-Live zu bewahren bzw zu steigern, soll es im Bereich Bewegtbild verbessert werden. Dabei werden erstens Livebilder aus dem Sendestudio und zweitens (die zugehörigen) Musikvideos während laufender Musiktitel (synchron) integriert.“

Für den oberflächlichen Beobachter klingt das harmlos und nicht weiter aufregend. Aber hinter den harmlos klingenden Formulierungen – „Bewegtbild“ für einen Hörfunksender – verbirgt sich der Plan der ORF-Führung, durch die Hintertür ein weiteres TV-Programm zu installieren, mit dem man vor allem bei der musikbegeisterten Jugend landen könnte.

Hauptpunkt dieses geplanten Angebotes: Synchron zu der in Ö3 gespielten Musik sollen die vor allem für viele junge Hörer und Seher attraktiven Videos dieser Musiknummern gespielt werden. Auf Smart-Phones, Tablet-Computern und Smart-TV-Geräten soll man die passenden Filmchen zur Ö3-Musik konsumieren können.

„Ö3 Live/Visual“ heißt der geplante Auftritt, der bei den österreichischen Privatsendern auf erbitterten Widerstand stößt. Die Argumente des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP) sind schlagkräftig. Vor allem: dem ORF ist ein zusätzliches TV-Programm gesetzlich untersagt. Auch die wachsende Kommerzialisierung des ORF ist allen Mitbewerbern ein Dorn im Auge.

Mancher unbeteiligte Pragmatiker könnte nun sagen: „Ein wenig mehr Konkurrenz schadet doch nicht.“ Ein grundsätzlich richtiges Argument, das allerdings nicht für einen Sender gelten kann, dem jährlich hunderte Millionen Euro an Rundfunkgebühren zufließen, egal ob man als Zwangszahler irgend etwas vom ORF-Angebot konsumiert oder nicht.

Konkurrenz schadet grundsätzlich nicht. Allerdings gilt das nur, wenn die Startbedingungen für alle Mitbewerber gleich sein. Der ORF ist Marktführer trotz der in den letzten Jahren erlittenen beträchtlichen Verluste bei der Zahl der Seher und Hörer. Bei den Gebühren verfügt er allerdings über ein Monopol. Der ORF erreicht einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Rund 60 Prozent davon zahlen – mehr oder weniger unfreiwillig – die Österreicher.

Die Gebühren erhält der ORF vorrangig zur Erfüllung seines Bildungsauftrages. Dass Videobegleitung für Ö3-Musik eher das Gegenteil der Erfüllung dieses Bildungsauftrages ist, wird jeder bestätigen, der sich einige dieser Musik-Videos zu Gemüte geführt hat. Vielmehr handelt es sich bei diesem und anderen Plänen um weitere Schritte in Richtung gebührenfinanzierter Kommerzialisierung.

Wenn alles mit rechten Dingen zugeht wird die zuständige Behörde KommAustria den Antrag des ORF abschmettern. Der Verlust für die Österreicherinnen und Österreicher wird sich in Grenzen halten.