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Werner Grotte
 

Wie sehr Grüßen mit Weltanschauung zu tun hat, zeigte sich im heutigen Mittagsjournal: Im Spitzenbeitrag zur Zukunft der ÖVP nach dem Abgang Michael Spindeleggers hatte die Ö1-Redaktion den Ex-Parlamentspräsidenten und jetzigen ÖVP-Seniorenbund-Chef Andreas Khol geladen. Dieser grüßte spontan mit „Grüß Gott“.

In einem späteren Beitrag zu den Kämpfen in der Ostukraine kontaktierte die Moderatorin den dortigen ORF-Korrespondenten und begrüßte ihn mit „Guten Tag“. Scheinbar also eine klare politische Botschaft. Denn wer in Österreich mit Grüß Gott grüßt, gilt als „Schwarzer“, wer Guten Tag sagt, deklariert sich als „Roter“. Der ORF respektive die Ö1-Redaktion zeigen also schon durch ihre Grußform klar, zu wessen Lager sie sich zählen respektive zu wessen Lager ganz sicher nicht.

Immerhin – wenigstens wird auf Ö1 überhaupt noch gegrüßt. Auf anderen Sendern, vor allem natürlich auf Ö3, bedient man sich immer öfter des unsäglichen „Hallo“, demnächst wahrscheinlich auch des noch simpleren „Hi“. Dass Hi wie viele andere Bereicherungen unserer Alltagskultur aus den USA kommt, braucht kaum extra erwähnt zu werden.

Da ist es bei der Etymologie von Hallo schon ein wenig schwerer. Denn der Wortstamm kommt aus dem ungarischen (hallod), wo im späten 19. Jahrhundert die ersten Telephonzentralen Europas eingerichtet wurden, und heißt übersetzt nichts anderes als „Hörst Du mich?“. Die Vermittlungsfräulein mussten diese Worte angesichts der damals noch recht unverlässlichen Technik täglich unzählige Male in die Telephonleitungen sprechen um zu erfragen, ob die händisch gesteckte Verbindung auch funktioniere.

So bürgerte sich auch in der deutschsprachigen Hälfte des Kaiserreiches Österreich und darüber hinaus der Begriff Hallo ein. Allerdings im ursprünglichen Sinne eines Aufmerksamkeitserregers – im Dialekt auch gerne mit „Hearst“ übersetzt. Kinder, die Erwachsene mit Hallo ansprachen, wurden noch bis in die 1980er Jahre hinein mit dem legendären Spruch „Der Hallo is scho g’storben, der liegt am Zentralfriedhof gleich neben dem Hearst“ belehrt.

Insofern ist Hallo also tatsächlich kein Gruß. Schon gar nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, was ein Gruß eigentlich darstellen soll: nämlich ein Zeichen des Respektes respektive der Wiedersehensfreude gegenüber dem anderen.