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Elisabeth Hennefeld
 

 

Im „Ö3 Frühstück bei mir“ mit Peter Resetarits erlaubt der heurige Moderator der Sommergespräche private Einblicke in sein Leben, von Claudia Stöckl gewohnt einfühlsam präsentiert. Ich möchte Herrn Resetarits nicht kritisieren, für die Facetten seiner Persönlichkeit oder prägende Ereignisse in seinem Leben, die seine Sicht der Welt entscheidend geformt haben. Doch gibt es auffallende Unterschiede zwischen ihm und der Frühstücksmoderatorin, die sich auch in ihren jeweiligen Sendungen niederschlagen, und so eben dem „Frühstück“, „Schauplatz Gericht“ oder den diesjährigen „Sommergesprächen“ einen gewissen „Spin“, also eine unterschwellige Richtung, verleihen.

 

Herr Resetarits war sein Leben lang beim ORF beschäftigt. Er ist, so verrät er im „Frühstück“, sehr auf Vorsorge bedacht, auf Sicherheit, und spätestens durch seine jahrelange Erfahrung bei „Schauplatz Gericht“ eher konfliktscheu. Er portraitiert in diversen Formaten Menschen wie Sie und ich, die von den Unbillen des Lebens zermürbt werden.

Claudia Stöckl verdankt ihre erste Karriere als Model der glücklichen Fügung eines angenehmen Äußeren und vor allem seit frühester Jugend beinharter Arbeit und Disziplin. Seit nunmehr 17 Jahren interviewt sie Woche für Woche „Persönlichkeiten ganz persönlich“. Ihre Gäste sind - wie sie selbst - in der Regel sehr erfolgreich und vielleicht talentierter und strebsamer als Peter Resetarits' Klientel. Doch das eigentliche Leitmotiv bei Frau Stöckl sind nicht die angenehmen unproblematischen Seiten des Erfolges sondern viel mehr das Überwinden von Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen, an denen so mancher vielleicht scheitern würde. Bei ihr sind es meistens Verwandte oder Freunde, denen ihre Gäste viel verdanken, oder der erste Chef oder Mentor, der ihnen mehr zugetraut hat als sie sich selbst. Bei Herrn Resetarits sind die Probleme überlebensgroß und werden erst gelöst durch einen verständnisvollen Bürgeranwalt, oder, besser noch, durch den noch viel verständnisvolleren Gesetzgeber.

 

Die diesjährigen Sommergespräche sind wie von dieser Seite bereits thematisiert zu Bürger-Sprechstunden mutiert, vermutlich durch die Disposition des Moderators mitbedingt. Es geht um die alltäglichen Probleme des Lebens, für die offensichtlich die Politik zuständig ist. Dabei kommen die tatsächlichen Kernfragen, die zu lösen wir eigentlich Politiker wählen, viel zu kurz. Stellen Sie sich einmal vor, die Sommergespräche würden von Frau Stöckl moderiert. Vielleicht wären sie praxisorientierter, vielleicht erführen wir private Lebensepisoden, wie unsere Politiker über sich hinaus gewachsen sind. Aber vielleicht wären sie auch nicht nahe genug am „kleinen Mann“, abgehoben und wer weiß, vielleicht böten sie Parteien, die im ORF das Sagen haben, weniger Anlass, sich mehr um uns zu kümmern.