ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Die Aufregung ist groß. Seit Ex-Ministerin Claudia Bandion-Ortner die Menschenrechtsverletzungen in Saudi Arabien verharmlost hat, kommt das "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" in Wien nicht mehr aus den Schlagzeilen.  Auch Bundeskanzler Werner Faymann ist plötzlich ganz besorgt und schaltet nun den Verfassungsdienst des Kanzleramts ein. Dieser soll prüfen, ob dem von Anfang an höchst umstrittenen  Zentrum der Sonderstatus als internationale Organisation mit weitreichenden Privilegien aberkannt werden soll.

Zur Erinnerung: Das Dialogzentrum hatte der saudische König bereits 2007 bei einem Besuch bei Papst Benedikt initiiert. 2010 hat die Regierung Faymann das Zentrum samt rechtlichem Sonderstatus im Ministerrat beschlossen. Im Sommer 2012 gibt der Nationalrat mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und dem BZÖ den Weg für das Zentrum frei. Nun haben sich weder die politische noch die Menschenrechtssituation in Saudi Arabien seither geändert. Geköpft wurde damals genauso wie heute, Frauen und Christen wurden damals wie heute schikaniert und diskriminiert. Dass ausgerechnet ein Land wie Saudi Arabien ein solches Dialogzentrum mit betreibt und finanziert, war von Anfang an völlig absurd. Dazu hat es nicht erst der seltsamen Aussagen der stellvertretenden Generalsekretärin des Zentrums bedurft.

Aber die Ex-ÖVP-Ministerin, wie sie der ORF bezeichnet (sie war tatsächlich parteifrei), eignet sich eben hervorragend als Sündenbock für Fehler, die andere auf ganz anderen Ebenen gemacht haben. In der Berichterstattung des ORF und der linken Mainstreammedien müssen für eine gute Geschichte die Rollen aber immer gleich verteilt sein. Es ist stets dieselbe Erzählung, mit der immer gleichen Rollenverteilung. Beispiel Ö1: Das Mittagsjournal berichtet über das Abdullah-Zentrum. Die Guten sind in dem Beitrag, entsprechend dem linken Narrativ, die Grünen und die SPÖ. Die Grünen in diesem Fall zu Recht, weil sie das Zentrum von Anfang an kritisiert hatten. Seltsamerweise aber auch die SPÖ, weil Herr Faymann nämlich den Verfassungsdienst einschalten will, das reicht. Die Bösen sind selbstredend die Schwarzen, weil der seinerzeitige Außenminister Michael Spindelegger Faymann damals „massiv gedrängt“ hat, dem Dialogzentrum zuzustimmen und natürlich Ex-„ÖVP“-Ministerin Bandion-Ortner mit ihren unsäglichen Aussagen.

Normalerweise hat auch die FPÖ eine fixe Rolle als Bösewicht gebucht, da sie aber das Zentrum ebenfalls kritisiert hatte und sie keinesfalls positiv dargestellt werden darf, wird sie schlicht ignoriert. Somit konnte allen Akteuren mit etwas Trickserei ihre dem ORF-Weltbild entsprechenden Rollen zugeordnet werden. Man hätte die Geschichte  auch anders erzählen können, aber dazu hätte man auch die SPÖ und Herrn Faymann anpatzen müssen. Und das will der ORF, noch dazu kurz vor so vielen wichtigen Wahlen, natürlich nicht.