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Werner Grotte
 

Eine Radio-Ikone war heute Mittag zu Gast in Radio Niederösterreich: Rosemarie Isopp, die legendäre Moderatorin der ebenso legendären Mittags-Sendung „Autofahrer unterwegs“, die 42 Jahre lang auf „Österreich regional“ bundesweit ausgestrahlt wurde. Isopp fungierte von der Erstausstrahlung im April 1957 bis 1987 als Sprecherin, wie das damals noch hieß. Die Sendung lief insgesamt sagenhafte 15.153 Mal. Während viele ihrer bekanntesten Sprecher-Kollegen wie Walter Niesner, Louise Martini, Brigitte Xander oder Willy Kralik schon verstorben sind, bietet die heute 87-jährige Isopp regelmäßig geführte Reisen in alle Welt an; ihre Gefolgschaft setzt sich vielfach aus ehemaligen „Autofahrer unterwegs“-Hörern oder Studiogästen zusammen.

 In ihren Erinnerungen gab sie so manche Anekdote aus den rund 3.000 von ihr gestalteten Sendungen zum Besten. „Autofahrer unterwegs“ wurde ja nicht aufgezeichnet, sondern täglich und vor Publikum direkt aus dem Wiener Funkhaus oder anderen Destinationen im In- und Ausland gesendet. Von den Sprechern wurde ein hohes Maß an Improvisationsvermögen erwartet. So passierte es Isopp einmal, dass sie die Tasche mit der Musikauswahl für die Sendung im Archiv vergessen hatte, dies aber erst bei Sendungsbeginn bemerkte. Isopp machte aus der Not eine Tugend, erklärte dem Publikum ihr Missgeschick und stellte sich auf eine eher musikarme Sendung ein. Plötzlich erschien ein Bub aus der Nachbarschaft, der Radio gehört hatte, im Sendesaal und überreichte Isopp stolz seine Schallplattensammlung. Die zögerte nicht lange und legte auf.

So schön Reminiszenzen diese Art sind – aber wo sind im ORF die Isopps von heute? Letzte lebende Aushängeschilder wie Sepp Forcher oder Peter Rapp sind nicht viel jünger als Isopp. Vera Russwurm, Barbara Stöckl, Peter Resetarits oder Barbara Karlich sind wohl Vollprofis, haben aber nicht das Charisma einer Rosemarie Isopp. Und sind, bis auf Karlich, auch schon alle über 50. Im Alterssegment zwischen 20 und 45 tut sich beim ORF aber so gut wie nichts. Darin gleicht der rote Monopolist dem roten Wien: Auch dort ist hinter dem alternden Häupl weit und breit keine vergleichbare Nachfolge-Persönlichkeit in Sicht.